Carries komische Werkstatt
  Späte Hilfe
 


Kapitel 11 - Späte Hilfe

„Warum sollten wir Mönche befreien?“ rief Rosa empört und plusterte wütend die Backen gewaltig auf, dabei wedelte sie wild mit den Armen durch die Luft. „Die attackieren uns doch sofort, sobald sie erkennen, dass wir Vampire sind!  Die sind doch alle gleich...!  Sobald sie herausfinden, dass ein Vampir vor ihnen steht, zücken sie ohne zu zögern ihre Kreuze und denken, sie könnten uns damit was anhaben!“ Ethgar seufzte tief und ich konnte ein schalkhaftes Blitzen in seinen Augen sehen. Er warf einen kurzen Blick in die kleine Runde und sagte dann: „Wenn wir ihnen klar machen können, dass wir da sind um zu helfen, und nicht um den Menschen noch mehr Leid zuzufügen, dann helfen sie uns eventuell auch. Vielleicht können sie uns verraten, wo Dracula sich genau aufhält oder ob es noch mehr Gefangene hier im Schloss gibt. Selbst wenn sie versuchen sollten, uns hinterlistig anzugreifen, sollten wir trotzdem dorthin gehen. Wie gesagt, wir sind Vampire der ersten und zweiten Klasse, sie könnten uns nichts anhaben, also brauchen wir uns keine Sorgen machen.“ Cosmin und ich nickten gleichzeitig einverstanden, doch Rosa, schien von dieser Idee noch immer nicht begeistert zu sein und sah sich unsicher um. Der Silberhaarige legte der Blonden seine Hand auf die Schulter und sprach: „Ethgar hat recht. Wir können jede Hilfe gut gebrauchen, die es uns leichter macht, Dracula zu finden und zu töten. Wir sollten uns tatsächlich mal diese Mönche vorknöpfen. Wenn wir etwas aus ihnen herauskriegen sollten, können wir sie freilassen.“ Rosa stieß ein leises Stöhnen aus und zuckte schließlich mit den Schultern. „Meinetwegen!  Lasst uns zu den Mönchen gehen!“ flüsterte sie leise und verschränkte etwas beleidigt die Arme. Ethgar nickte zufrieden mit dem Kopf und ein leichtes mattes Lächeln streifte die schmalen Lippen des Vampirelfs.

„Dann lasst uns schleunigst los!  Wir sollten keine Zeit verlieren...!“ rief Ethgar und machte sich langsam auf den Weg zur Eingangshalle. Rosa folgte ihm ohne zu zögern, doch Cosmin blieb stehen und sah zu mir hinunter. „Komm, ich helfe dir auf.“ sagte er sanft und hielt mir seine Hand entgegen, die ich dankend annahm und an der ich mich hochzog. Ohne den Griff zu lösen, verharrten wir noch einige Momente dort und blickten uns in die Augen. Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen, da ich so glücklich darüber war, dass er wieder bei mir war. Doch dann, nach einiger Zeit unterbrach ich die Stille und zog meine Hände zurück zu meinem Körper.

„Sag mal Cosmin, was sind Vampire erster und zweiter Klasse? Das hatte ich nicht so ganz verstanden...“ Zaghaft bückte ich mich hinunter zum Boden und hob das Zauberbuch von Rikane auf, das ich mir unter den Arm klemmte. Dann sah ich den Silberhaarigen fragend an.

Er beugte sich etwas zurück, verschränkte seine Arme hinter dem Kopf und wippte unruhig mit seinem Fuß. Den Blick auf die Decke gerichtet, begann er mit leiser und rauer Stimme zu erzählen.

„Nun, es ist so.,“ fing er seinen Satz an, machte eine kleine Pause und sprach dann weiter, „Die Fähigkeiten eines Vampirs, werden in Klassen eingeteilt. Ethgar, Alin, Dracula und ich, wir sind Vampire erster Klasse. Wir haben die stärksten Kräfte von allen, und Dinge, wie zum Beispiel: Sonnenlicht, Weihwasser oder Kreuze, können uns nicht im geringsten etwas anhaben. Wir sind so gesehen, gegen alles Immun.,“ er machte eine ausladende Geste mit der Hand und senkte dann seinen Blick zu mir. Ich Griff nach Cosmins Handgelenk und fragte tonlos: „Und wie seid ihr entstanden? Ich meine, ihr seid die ersten Vampire,... ihr seid doch nicht einfach so vom Himmel gefallen... Und was ist mit den Vampiren der anderen Klassen?“ Der Silberhaarige starrte mich an. Etwas elegisches lag in seinem Blick. „Ich weiß es nicht so genau, Stela. Ich war damals etwa zwanzig und bei Nacht im Park spazieren. Ein älterer Mann kam auf mich zu,... ich erinnere mich nur noch verschwommen an sein Aussehen, aber irgendwie erinnert er mich an Câtâlin. Diese Person hatte rötlich gewelltes Haar, seine Augen hatten eine stechend grüne Farbe und er war schon etwas älter. Er sah tatsächlich fast so aus, wie Câtâlin. Man könnte meinen, dass sie Zwillinge seien, doch dies ist unmöglich!“
Cosmin schüttelte gequält mit dem Kopf und schlug sich eine Hand vor das Gesicht, seine Augen hatte er geschlossen. Er schaukelte verkrampft hin und her, als er seine Augen wieder geöffnet hatte und mich mit einem melancholischen Keuchen ansah. Mitleidig trat ich etwas näher an ihn heran und sah zu ihm hinauf. Zaghaft und vorsichtig schlang ich meine Arme um den Körper des Vampirkriegers, meinen Kopf hatte ich leicht auf seine Brust gelegt.
„Erzähl bitte weiter...“ sprach ich sanft und nahm seine Hand, die er auf seinem Gesicht liegen hatte, in meine. Er legte seine Stirn auf mein Haar und erzählte schließlich weiter. „Er kam immer weiter auf mich zu, und plötzlich begann er mit mir zu kämpfen. Ich war erschrocken und gleichzeitig überrascht darüber, wie stark dieser Kerl doch war. Jedenfalls schlug er mich zu Boden, dann zog er sich ein weißes Tuch aus seiner Manteltasche, auf das er eine Flüssigkeit träufelte. Er drückte es mir auf Nase und Mund, dann wurde mir schwarz vor Augen. Ich kann mich nur noch an die bizarre Farbe seiner bösen Augen erinnern, und die lauten Geräusche, die sein schwarzer Mantel verursachte, der im Wind hin und her wehte.“ Erneut machte Cosmin eine Pause. „Ich weiß nicht, wann ich aufwachte, ob ein Tag oder einige Monate vergangen waren... Aber als ich mich in dieser verdreckten und verlassenen Gasse wiederfand, war ich völlig verändert. Meine Sinne hatten sich verschärft, und ich nahm plötzlich Dinge wahr, die mir woher nie aufgefallen waren. Und ich verspürte auch gleich die Lust am Morden und Blut trinken!  Ich weiß nicht, was in dieser Nacht mit mir geschehen ist...“

„Was ist nun!? Kommt ihr?“ rief Ethgar ungeduldig und seine Stimme ließ uns zusammenzucken. Erschrocken blickte ich zu ihm hinüber und sah, dass Rosa mit einem wütenden Gesichtsausdruck über seine Schulter lugte. Wahrscheinlich war sie sauer darüber, dass Cosmin und ich uns so nahe standen.
„Ja, entschuldige, Ethgar!  Wir kommen gleich...,“ antwortete der Silberhaarige lautstark, „aber erst muss ich ihr noch etwas erklären!“ Der Vampirelf zuckte mental mit den Schultern und schloss leise die Tür hinter sich, so, dass Rosa uns nicht mehr beobachten konnte. „So, was möchtest du mir denn noch erklären?“ fragte ich zögernd und sah mein Gegenüber neugierig an.
„Du hattest doch nach den Vampiren der anderen Klassen gefragt!  Hattest du dies schon vergessen oder möchtest du plötzlich nichts mehr darüber wissen?“ Verlegen schlug ich mir mehrfach mit der Handfläche gegen die Stirn und lächelte beschämt dem Silberhaarigen zu, der aus dem Augenwinkel heraus, zu mir blickte. „Das hatte ich völlig vergessen!  Entschuldige, natürlich möchte ich das noch wissen.“ Cosmin wendete seinen Blick von mir ab und ließ ihn stattdessen durch die riesige Halle schweifen. „Vampire zweiter Klasse, wurden von Vampiren erster Klasse gebissen. Vampire dritter Schicht, von denen der zweiten und so weiter...!  Vampire der vierten bis sechsten Klasse, sind die schwächsten von allen. Sie reagieren Allergisch gegen Sonnenlicht, Weihwasser, Kreuze und Knoblauch. Die Vampire der Klasse eins bis drei sind fast gegen nichts anfällig, wobei die der dritten Stufe schon etwas schwächer sind...!“ Ich hörte ihm aufmerksam zu, doch trotzdem konnte ich ihm nicht so ganz folgen. Erst als ich mir noch einmal seine Worte durch den Kopf gingen ließ, verstand ich diese ganze Sache. „In Ordnung, ich verstehe.“ murmelte ich leise und warf meinem Begleiter erneut ein leichtes Lächeln zu. „Wirklich?“ fragte Cosmin hader und sah mich unsicher an, während er sich eine Strähne seines silbernen Haares aus dem Gesicht strich. Nur ein knappes Nicken gab ich ihm zur Antwort. „Ja, wirklich!  Komm jetzt, wir sollten gehen!  Die anderen warten sicher schon ungeduldig auf uns...,“ rief ich fröhlich, griff den Silberhaarigen bei der Hand und zog ihn hinter mir her.

Doch fröhlich oder glücklich, war ich keinesfalls, nein. Etwas schlimmes muss Cosmin damals in dieser Nacht zugestoßen sein, nur was!? Und wer war dieser alte Mann, der nach Cosmins Aussage, Câtâlin sehr ähnlich sah und der ihn angegriffen hat? Der Silberhaarige sagte, er sei ein erste Klasse Vampir, doch wie kann das sein? War der seltsame Alte vielleicht in Wirklichkeit der erste Vampir auf Erden?

Viele Fragen machten sich in meinem Kopf breit und wollten einfach nicht verschwinden. Dies alles war so verwirrend!
„Ich würde nur zu gern wissen, was in dieser Nacht geschah. Ist es damals tatsächlich so abgelaufen, wie Cosmin behauptet hatte, oder schwindelt er mich vielleicht an!?“ fragte ich mich still in Gedanken, als ich auf den Ausgang der Halle zu lief. „Es ist seltsam!   Wenn der mysteriöse Alte wirklich ein Vampir war, warum hatte er Cosmin betäubt, bevor er ihn zu einem Vampir gemacht hat? Was war bloß geschehen!?“

Die ganzen Fragen, die ich mir stellte, verwirrten mich nur noch mehr. Deshalb versuchte ich, all meine Gedanken zurückzudrängen.

Ich atmete tief durch und riss dann die Tür zur Eingangshalle auf, wo Ethgar und Rosa auf uns warteten. Als ich den Kopf hob und blinzelte, erspähte ich den Vampirelf, der gerade dabei war, einige Wachen unschädlich zu machen. Ich ging einige Schritte auf ihn zu, und als ich mir dann noch einmal über die Schulter blickte, entdeckte ich Rosa, die sich gegen eine der grauen Säulen gelehnt hatte. Ihr grimmiges Gesicht schwebte wie das bleiche Antlitz einer wütenden Göttin über ihrer schwarzen Kluft. Mit funkelnden Augen, rasend vor Wut und Eifersucht, blickte sie mich an. Ohne zu zögern, ließ ich Cosmins Hand los und blieb augenblicklich stehen, so, dass der Silberhaarige mich ausversehen anstieß.

„Was ist los?“ fragte er mich besorgt und lugte sich ebenfalls über die Schulter zurück zu Rosa. Er legte mir seine Hand auf die Schulter und meinte leise, fast schon flüsternd: „Lass sie!  Rosa wird sich schon wieder beruhigen. Lass uns auf Ethgar warten!  Er kann uns dann zu diesen Mönchen führen.“ Ich wendete meinen Blick von der Blonden ab und sah nickend zu Cosmin hinauf, der mich sanft auf eine Steinsäule zu schob, gegen die er sich leicht lehnte. Aus dem Augenwinkel heraus, starrte er zu Rosa hinüber, die mir wahrscheinlich am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre. „Mach dir nichts daraus, Stela. Sie ist eine sehr eifersüchtige Person, aber sie wird denke ich, irgendwann schon noch merken, dass sie keine Chance mehr bei mir hat und wird sich damit abfinden. Sie wird dich schon noch akzeptieren und dich mögen lernen, da bin ich mir sicher. Dass geht bei ihr schneller als du denkst...“ „Hoffe ich doch.“ sagte ich und sah schulterzuckend zu ihm. „Ich bin mir ziemlich sicher...“ lächelte er.
Nach einer Weile schloss ich die Augen, und lehnte meinen Kopf an die kalte Stütze. Mein Atem beschleunigte sich augenblicklich und mein Brustkorb hob und senkte sich in unreglmäßigen, fast keuchenden Abständen, als Cosmin seine Hand feste gegen den kalten grauen Stein, gleich neben meinem Kopf drückte. Als ich auf sah, schaute ich in die hellblauen Augen meines Gegenübers, die mich stumm ansahen. Fast verlor ich mich in diesem Anblick, doch umso länger ich ihn einfach nur anstarrte, umso eher kam es mir so vor, als hätten wir uns schon einmal vor sehr langer Zeit gesehen, was doch natürlich nicht sein konnte, oder!?

„Wir können nun weiter.“ riss mich plötzlich die Stimme des Vampirelfs aus meinen Gedanken. Erschrocken nickte ich ihm zu und sah Rosa an, die mit schleppenden Schritten auf uns zu kam. „Dann kommt!  Ich will dies so schnell wie nur möglich, endlich hinter mich bringen..!“ rief die Blonde und blieb etwas von uns entfernt stehen. Als ich ihr ein leichtes Lächeln zu warf, drehte sie sich beleidigt weg und ich konnte nur noch ein leises Gemurmel von ihr hören. Darüber grinsten Cosmin und Ethgar verschmitzt, und sahen sich amüsiert an.
„Wie gesagt, Stela, mach dir nichts daraus. Sie ist ein furchtbarer Dickkopf.“

Im Gegensatz zu Cosmin und Ethgar, fand ich diese ganze Sache mit Rosa weniger amüsant, im Gegenteil. Ich war enttäuscht!  Warum ließ sie mich nicht an sich heran und warum konnte ich mich nicht so gut mit ihr verstehen, wie mit Nyria? Aber vielleicht hatte der Silberhaarige recht. Wahrscheinlich brauchte sie einfach nur Zeit, um mich richtig kennenzulernen und möglicherweise würden wir irgendwann etwas besser miteinander auskommen. Doch erstmal muss sie ihre Eifersucht zurückdrängen und die Enttäuschung verkraften, die sie wegen Cosmin hatte.

Betrübt folgte ich den anderen, die aufmerksam durch den riesigen Eingangssaal, geradewegs auf eine enge und steinerne Wendeltreppe zu schritten, die nach oben in den zweiten Stock führte. Die einzelnen Stufen waren mit wunderschönem rot gewebtem Teppich ausgelegt und das verschnörkelte Geländer war überzogen mit schimmerndem Blattgold. Hastig eilten wir hinauf, bis wir in einem breiten Gang angekommen waren, der geschmückt mit kunstvoll in Marmor gehauenen Säulen war. Diese ragten einige Meter hoch in die Decke. Gold schimmernde Kronleuchter, die mit kleinen glitzernden Edelsteinen verziert waren, leuchteten den Flur aus und verwandelten ihn in ein buntes Farbenspiel. Die hohen Wände um uns herum, wurden geschmückt von vielen ästhetischen Bildern und Trophäen aus Beutewaffen.

„Dort hinten muss es sein!“ rief Ethgar laut und ging langsam vor. Leise schlichen wir den Korridor entlang, bis wir in einer weiteren Halle gelandet waren. Auch dieser Vorraum war dekoriert mit unzähligen Schmuckstücken und Siegeszeichen. Ein kreisrunder, dicker, grüner Teppich bedeckte den Boden in der Mitte des Raumes, und ein kleiner dunkelbraun glänzender Tisch stand auf ihm drauf. Uns gegenüber lag eine verriegelte Tür aus festem Ebenholz, und einige Meter von ihr entfernt, lag rechts eine weitere hölzerne Türe.
„Hinter welcher werden die Klosterbrüder gefangen gehalten?“ fragte Cosmin fast schon flüsternd und sah seinen Freund fragend an. Ethgar zuckte kurz mit den Schultern und meinte: „Ich weiß nicht!  Ich hatte nur von einigen Wachposten gehört, dass sie hier irgendwo eingesperrt wurden...“

Ehe wir entscheiden konnten, welche wir nahmen, wurde die rechte Türe mit einem leisen Quietschen aufgeschoben. Zwei in schwarz gehüllte Vampire traten heraus und sahen uns misstrauisch an. Ihre Gesichter wurden jedoch zum Teil von den hochgekrempelten Krägen ihrer dunklen Kluften bedeckt. Der größere von ihnen, legte seine Hand unsicher auf seinen Gürtel, an dem viele breite und scharfe Schwerter baumelten.
„Hey, moment mal!  Euch kennen wir doch!“ gellte die raue Stimme des Kleineren mit einem leisen Widerhall durch den Raum. „Ja, natürlich..!“ sprach er dann nach einer kurzen Pause weiter und seine Augen erhellten sich, als er seinem Partner ein sicheres Nicken zu warf.


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