Carries komische Werkstatt
  Späte Hilfe 3
 


„Ihr seid gekommen, um... Um mir zu helfen?“ fragte der alte Mann ungläubig und runzelte die Stirn. Die Verwirrung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Blut lief ihm strömend die Schläfen hinab und sein Körper erbebte vor Krämpfen. Er blutete sehr stark und Hautfetzen hingen von der klaffenden Wunde. Vor Schmerzen verzog er das Gesicht und stöhnte leise auf.
„Seid ihr die jenigen, die Draculas Schreckensherrschaft ein Ende setzten und der Menschheit den Frieden wieder zurückgeben wollen?“ fragte der schwer verletzte Mönch. Von Wort zu Wort, wurde seine Stimme immer leiser, bis sie schließlich nicht mehr als ein Flüstern war. Unbeweglich und mit gesenktem Haupt, schaute Cosmin auf den Alten hinab. Für eine kurze Zeit herrschte Stille in der riesigen Halle, bis der Silberhaarige sagte: „Ja, wir sind gekommen um Dracula zustürzen.“ Ein zufriedenes Lächeln umschmeichelte die Lippen des grauhaarigen Mannes. „Also hatte unser Prophet recht gehabt!  Ihr seid die letzte Hoffnung der Menschen, ihr müsst es schaffen, diesen Wahnsinn zu beenden.“ „Euer Prophet?“ hakte Rosa nach und blickte sich unsicher über die Schulter, in Richtung Eingang. „Ja, unser Prophet tauchte sehr plötzlich auf und erzählte uns von einer geheimnisvollen Truppe, die aus jungen Kämpfern bestehen sollte. Diese, so erzählte er, würde den Grafen besiegen und der Frieden würde wieder auf die Erde zurückkehren. Doch von heute auf morgen verschwand der Seher wieder und wir glaubten nicht mehr an seine Worte!  Aber er hatte die Wahrheit gesagt!  Ihr seid gekommen und ihr müsst ihn einfach stoppen.“ Er hustete gequält und dunkles Blut rann aus seinen Mundwinkeln.
„Psst, redet nicht weiter. Wir bringen euch nun hier raus!“ sprach ich leise und sah zu Cosmin hinauf, der mir kurz zunickte. Der alte Mönch schüttelte wild mit dem Kopf und presste die Augenlider fest zusammen. „Nein, nein!  Meine Zeit ist abgelaufen. Lasst mich hier zurück.“ Eine winzige Träne lief ihm über die Wangen. „Ich bin so froh, dass ihr gekommen seid. Ich kann nun in Frieden sterben und ruhen. Geht jetzt bitte!“
Ich sah den Pater sprachlos und entsetzt an. Wie konnte ich ihn jetzt allein lassen. Er hatte sich doch so sehr gewünscht, dass diese ganzen Schrecken endlich ein Ende haben und er solle dies noch miterleben. Außerdem konnte ich ihn nicht einfach so sterben lassen, nein, das wollte ich nicht. Wie konnte der alte Mann so etwas von mir verlangen? Dunkles Blut quoll aus den Verletzungen und färbte den Boden rot. Tränen schossen mir in die Augen, als der Mönch immer und immer wieder seine Worte leise wiederholte.

„Geht und gebt den Menschen ihren Frieden und ihre Freiheit wieder. Ich weiß, ihr werdet es schaffen. Ich vertraue auf euch.“

Seine Stimme wurde immer leiser, bis sie kaum noch zuhören war und man nicht mehr, als ein wirres Gemurmel verstand. Seine Augenlider wurden schwerer und das Zittern seines Körpers verebbte allmählich. Nach kurzer Zeit, lehnte er seinen Kopf zur Seite und summte leise eine ruhige Melodie vor sich hin.
Ein eisiger Schauer kroch über meinen Rücken und das Gefühl der Verzweiflung durchflutete meinen Körper. Erschrocken sah ich mich um, als ich eine kalte Hand auf meiner Schulter spürte. Cosmin hatte sich neben mich gekniet und sah den Alten mitleidig an. Er streckte seine Hand nach ihm aus, wollte ihn berühren. Doch mit einem schmerzerfüllten Krächzen, kippte der Pater zur Seite um und kauerte sich auf dem Boden zusammen.

„Wir lassen sie hier nicht zurück. Ethgar wird sie von hier wegbringen und dafür sorgen, dass ihre Wunden geheilt werden und es ihnen bald wieder besser geht.“ sprach der Silberhaarige beruhigend und sah seinen langhaarigen Freund erwartungsvoll an. Dieser zuckte mit den Schultern und sagte: „Ja, ich werde sie an einen sicheren Ort bringen.“ „Nein...,“ keuchte der alte Mann und stöhnte auf. „Meine Zeit ist gekommen. Lasst mich sterben, lasst mich gehen...!“ Verzagt blickte ich Cosmin an. Dann glitt mein Blick zu Rosa hinauf. Wie ein Blitz, schoss mir eine Idee durch den Kopf. „Rosa!  Kannst du ihm nicht helfen?“ fragte ich sie und deutete auf ihren Zauberstab, den sie vor langer Zeit von Rikane bekommen hatte. Wortlos schüttelte sie den Kopf. „Das kann ich nicht, Stela. Ich weiß gerade so, wie man sich Teleportieren und mit ihm Angreifen kann. Aber wie ich jemanden Heilen kann, oder ob ich das überhaupt kann, weiß ich nicht.“ Enttäuscht sah ich zu Boden.
„Lasst es!  Ich möchte es so. Ich möchte sterben...“

„Gegen seinen Willen können wir nun wirklich nichts tun.“ meinte Rosa schulterzuckend. „Ja, sie hat recht, Stela!  Wenn er es so möchte, können wir nichts unternehmen. Wir können ihn zu nichts zwingen.“ wisperte Cosmin rau und entschwand dann in Richtung Tür.
Mit geschlossenen Augen, ließ ich mir noch einmal die Worte der anderen durch den Kopf gehen. Sie hatten recht, mit dem was sie sagten. Wenn der alte Mann es so wollte, dass wir ihn hier zurück lassen, dann mussten wir dies tun – auch wenn es uns allen schwer fiel, ihn hier grausam sterben zu lassen.

Plötzlich riss mich die dunkle Stimme des Silberhaarigen aus meinen Gedanken. „Stela, kommst du mal bitte!?“ Erschrocken sog ich die Luft ein, als ich zögerlich die Augen öffnete und mir über die Schulter sah. Fragend blickte ich Cosmin an, der wenige Meter von der riesigen Zimmertür entfernt stand und mich ernst ansah. „Ja, aber was ist denn los?“ fragte ich unsicher und erhob mich von dem eisigen Boden. „Schau da!“ säuselte er und deutete mit einer knappen Kopfbewegung zur Tür hinüber. Unsicher wanderte mein Blick langsam zum Eingang. - Mir stockte der Atem, als ich die Person erkannte, die dort im Türrahmen stand und ich mich schüchtern mit seinen zwei hellblauen Augen anstarrte. Kurzes schwarzes Haar, hing ihm strähnig und verschwitzt ins Gesicht. Irritiert schaute ich in seine kalten Augen und sah darin dieses vertraute Funkeln.

„Alin... Was tust du hier?“ wollte ich ich wissen und stellte mich ihm gegenüber.


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