Nachdem ich mich rasch angekleidet hatte, nahm ich auf dem Bett platz und schlüpfte in das Paar schwarz glänzende Lackschuhe, währenddessen ich mich sehr darüber wunderte, dass die Kleidung wie angegossen passte. „Ich weiß gar nicht, was dieser alte Mann hat! Cosmin scheint doch recht nett zu sein.“ dachte ich mir, als ich eines der Kopfkissen zu mir zog und den Kopf darauf legte. „Darf ich mich wieder umdrehen?“ fragte Ion, der Kater, plötzlich und riss mich somit aus meinen Gedanken. Langsam richtete ich mich wieder auf und stützte mich mit den Händen auf der Matratze des Bettes ab. „Ja, du darfst.“ zischelte ich, schaukelte mit den Beinen, die vom Bett hinunter baumelten, hin und her und ein leichtes Lächeln huschte auf meine schmalen Lippen. Als ich zu ende gesprochen hatte, kam Ion auf das Bett zu getippelt und sprang schließlich hinauf. Ich senkte den Kopf ein wenig und sah flüchtig zu ihm. Ich öffnete den Mund für einen kurzen Moment, da ich dem Kater einige Fragen stellen wollte, doch ich überlegte es mir schnell anders und ließ mich stattdessen wieder in das weiche Kissen sinken. Für einige Zeit lag ich wortkarg dort herum, blickte starr an die Zimmerdecke und dachte nach. „Was wird mich bloß in dem gigantischen Schloss erwarten? Werde ich diesen seltsamen roten Heilkristall, von dem Radu mir erzählt hatte, überhaupt finden?“ fragte ich mich stillschweigend in Gedanken. „Ach Papa...“ Ich schloss meine immer schwerer werdenden Augenlider und eine kleine Träne kullerte mein Gesicht hinab und perlte letztendlich von meinen Ohrläppchen ab und tropfte tonlos auf das Kissen, dass unter meinen Kopf lag. Kurz darauf schlief ich ein.
„Cosmin, lass das arme Ding doch schlafen. Morgen hast du genügend Zeit dazu, mit ihr zu reden.“ flüsterte der Kater sanft. „Wir haben eben keine Zeit, Ion. Während ich ihr morgen versuche alles zu erklären, sitzt Dracula in seinem Schloss und plant immer mehr Überfälle auf die Dörfer und Städte der Menschen.“ entgegnete Cosmin ihm leise. Ich schlug die Augen langsam auf, da ich von dem gebrabbel wach geworden war, und richtete mich ruckartig auf. „Waaaahh..“ schrie Ion plötzlich, schrak auf und fiel von der Bettkante. Langsam beugte ich mich zu ihm hinunter und sah ihn unsicher an. „Du hast mich vielleicht erschreckt!“ rief der Kater mit bebender Stimme. „Tu das nie wieder.“ Ich senkte meinen Blick und sagte leise: „Tut mir Leid. Das wollte ich nicht.“ „Stela?“ Zögernd schaute ich mir über die Schulter und erblickte Cosmin, der mitten in der Schlafstube stand. „Ja?“ fragte ich vorsichtig, da sein Gesichtsausdruck ernst und nicht mehr ganz so freundlich wie vorhin war. Ich erhob mich vom Bett und ging einige Schritte auf ihn zu. „Wir müssen reden.“ sagte er und wendete seinen Blick nicht von mir ab. Ich nickte zustimmend mit dem Haupt. „Das denke ich auch. Ich habe einige Fragen an dich, die ich gerne beantwortet hätte. Ich wollte vorhin Ion schon Fragen, aber ich habe mich doch dazu entschieden, dich die Fragen beantworten zulassen.“ murmelte ich. „Ach... Vertraust du mir nicht oder warum hast du...“ „Ion, halt den Mund.“ unterbrach Cosmin den Kater und sah ihn verärgert an. „Ja ja...“ maulte er und wandte sich beleidigt von uns ab. „Dann stelle deine Fragen. Ich versuche sie dir so gut wie es geht zu beantworten.“ Ich stellte mich vor einen der Sessel und begann zu reden: „Ich würde gerne wissen, warum ihr mich beobachtet und warum ihr mir schon des öfteren geholfen habt. Als ich euch vorhin gesehen habe, war ich mir nicht ganz sicher, ob ihr es wirklich seid... Aber deine Stimme verrät dich. Denn der Mann, der mich an diesem Höllenschlund gerettet hatte, hat genau die selbe stimme wie du, Cosmin.. Ich darf euch doch duzen, oder?“ Ich strich mir einige Strähnen aus dem Gesicht und warf sie hinter die Schulter. Dabei lächelte ich leicht und meine Augen ruhten auf Cosmin, der wohl nach den richtigen Worten suchte. Für einige Zeit herrschte Stille und man konnte nur den Wind heulen hören. Ein Blitz erhellte gespenstisch die Schlafstube. Für ein paar Sekunden, war es sehr hell gewesen und Cosmins Augen leuchtet glasklar. Fasziniert blickte ich in die glitzernden Augen des Vampirjünglings, die aussahen wie kleine Perlen oder Sterne. Zögernd nahm ich auf dem Sessel, der hinter mir stand, platz und sah erwartungsvoll zu ihm hinauf. „Wenn du mich unbedingt duzen möchtest, dann tue dir keinen Zwang an.“ begann er schließlich und sprach nach kurzem Zagen weiter. „Warum wir dir geholfen und dich beobachtet haben, möchtest du also wissen. Radu, der auch ein Bekannter von Câtâlin, Ion und mir ist, hatte mich darum geben, dass ich auf dich aufpasse. Vor allem möchte er, dass wir dich ins Schloss begleiten und dir dabei helfen, deinen Vater zu retten.“ „Woher kennt ihr beiden denn Radu?“ fragte ich erstaunt und sah abwechselnd zu Cosmin und Ion. „Radu ist genau wie Câtâlin ein Vampirjäger. Vor einiger Zeit hatte Câtâlin ihn mit hierher gebracht, und er hatte uns gleich von dir und seiner Vorahnung erzählt.“ antwortete der blasse Mann und machte dabei einige Gestikulierungen. „Eine Vorahnung?“ wiederholte ich leise und starrte zu Boden. „Ja, er hatte erzählt, dass er oft Visionen gehabt hätte. Visionen davon, wie die Vampire eure Stadt vernichteten. Anfangs dachte er, er würde bloß alt und verrückt werden, doch als er Tag für Tag diese fürchterlichen Träume hatte, war er sich sicher, dass etwas Schreckliches geschehen würde. Und er war sich auch sicher, das du die einzige bist, die dabei helfen könnte, Dracula zu töten, da dein Vater ihm von deinen angsteinflößenden Kräften berichtet hatte, die immer dann erschienen, wenn du furchtbar wütend oder traurig warst. Doch nach einiger Zeit, hast du gelernt damit umzugehen.“ „Aber wieso wollt ihr mir wirklich helfen? Ich meine, du Cosmin bist selber ein Vampir, warum solltest du mir also dabei helfen, ins Schloss zu gelangen und Dracula zu töten?“ fragte ich, ließ mich in die Kissen, die hinter mir lagen, sinken und zupfte mir an den Haaren. „Du musst wissen, Stela, dass nicht alle Vampire Dracula verehren. Es gibt einige, die ihn dafür hassen, was er ihnen angetan hat. Das er ihnen das ewige Leben gegeben und ihre Familien, Freunde und Bekannte ermordet hat. Ich gehöre zu denen, die ihn abgrundtief aus ganzem Herzen hassen. Ich habe schon so lange darauf gewartet, ihm gegenüber treten und dabei zu sehen zu können, wie er langsam stirbt. Wenn wir es nicht schaffen, ihn zu vernichten, dann tun es andere. Aber irgendwann wird er sicher für alles, dass er je getan hat, bezahlen.“ erzählte Cosmin und seine Stimme klang hasserfüllt. Mittlerweile hatte sich Ion neben den Leichenblassen auf den Boden gesetzt und nickte bei jedem Wort, das Cosmin sprach, zustimmend. „Also werdet ihr mir wirklich helfen!?“ fragte ich unsicher und lehnte mich ein wenig nach vorn. Cosmin nickte. „Ja, dass werden wir.“ Ich atmete erleichtert aus. „Gut. Ich hoffe nur, dass ich euch wirklich vertrauen kann und das ihr nicht versucht, mich in eine Falle zu locken.“ „Wenn wir vor hätten, dir etwas zu tun, dann hätten wir das schon längst getan, oder meinst du nicht?“ Ich bejahte und sagte: „Doch, dass denke ich eigentlich auch, aber man weiss ja nie. Aber es freut mich, dass wir nun schon zu viert sind.“ Cosmin und Ion warfen sich fragende Blicke zu. „Du kannst wohl nicht Zählen, was!?“ rief der Kater laut und lachte. Ich schüttelte rasch mit dem Kopf und sagte: „Ich kann wohle Zählen! Alin wird nämlich mit uns gehen und mit ihm sind wir zu viert.“ Cosmin sah mich verbittert an. „Ich hatte dir doch an diesem Höllenschlund gesagt, dass du ihm nicht vertrauen sollst. Der führt nichts gutes im Schilde. Außerdem, Alin verspeist so junge, hübsche Mädchen wie dich zum Frühstück...“ Ich riss entsetzt die Augen auf. „Was redest du denn da!?“ rief ich und sprang von dem Sitzpolster auf. „Weißt du eigentlich, wie viele Mädchen Alin schon hierher gelockt hat? Er hatte die armen Dinger immer glauben lassen, er sei ihr Freund und gerade als sie anfingen, ihm zu vertrauen, saugte er ihnen das Blut aus...“ meinte Cosmin kühl. In diesem Moment durchfuhr ein starkes brennen meine Seele mit Schmerz. Konnte das wirklich wahr sein, was Cosmin mir da erzählte. Niemals! „Alin hat mir schon so oft geholfen und ich habe mich bei ihm so geborgen gefühlt. Er hat mir das Gefühl gegeben, nicht allein zu sein und das ich stark sein kann, wenn ich nur will.“ murmelte ich und meine Stimme zitterte, wurde von Wort zu Wort immer leiser. „Das haben die anderen auch gedacht, bis sie seine Fangzähne im Halse stecken hatten.“ sagte Cosmin rau und funkelte mich mit seinen Augen an. Ich schüttelte wild mit dem Kopf, nahm Schwung mit der rechten Hand und verpasste dem Silberhaarigen eine saftige Ohrfeige. Ohne auch nur einmal zu blinzeln, umschlang er mein Handgelenk und zog mich ganz nah an sich ran. Er beugte sich ein wenig zu mir herunter, sah mir tief in die Augen und hauchte dann: „Du kannst mir ruhig glauben schenken. Das mit Alin wird noch ein böses erwachen für dich.“ Ich konnte seinen Atem deutlich auf meiner Haut spüren und erst jetzt fiel mir auf, wie gut er doch roch. Plötzlich öffnete sich die Zimmertür und Câtâlin kam aufgeregt herein geplatzt. „Ich möchte euch ja nicht stören, aber er ist hier!“ Cosmin lockerte seinen Griff ein wenig, ließ mich aber dennoch nicht los. „Wer ist hier?“ fragte er und sah sich über die Schulter. „Alin...“ gab der Jäger ihm knapp zur Antwort. Ich lächelte und freute mich sehr darüber ihn wiederzusehen. Es war mir egal was Cosmin sagte, denn ich vertraute Alin. Der Blasse ließ mich nun los, verschränkte die Arme und sprach: „Wenn man vom Teufel spricht. Du bleibst hier, Stela.“ Mit diesen Worten verließen Câtâlin und der silberhaarige Vampir die Stube. „Du kannst mich nicht so behandeln, Cosmin!“ schrie ich ihm wütend hinterher. „Du Stela, ich weiß ja, dass du es nicht hören willst... Aber Cosmin sagt die Wahrheit. Alin ist nichts weiter als ein blutrünstiger Vampir, der alles tut, was Dracula ihm aufträgt und der sich fast jede Nacht auf die Jagd nach Blut macht.“ erzählte Ion. Sofort warf ich ihm einen vernichtenden Blick zu und dann öffnete ich die Tür. „Wo willst du hin?“ fragte der Kater und kam auf mich zu getapst. „Zu Alin...“ antwortete ich und folgte unauffällig Câtâlin und Cosmin. „Das ist keine gute Idee!“ flüsterte Ion und lief mir hinterher. „Ach, sei still Ion!“ herrschte ich ihn an und runzelte die Stirn. „Mach doch was du willst.. Du hörst eh nicht auf mich. Weiber....!“ maulte er und rannte dann an mir vorbei in die große Eingangshalle.
Als ich nach kurzer Zeit ebenfalls dort angekommen war, schlich ich leise zum Treppengeländer und beobachtete Cosmin dabei, wie er langsam die Tür öffnete. Sein silbernes Haar und sein langer schwarzer Mantel wehten im Wind, der sofort in das Haus eindrang und einige nasse Blätter mit hinein trug, hin und her. Nachdem er den anderen Vampir im schwachen Schein des Mondes entdeckt hatte, sprach er gleich mit verärgerter stimme: „Alin, verschwinde...“ „Ansonsten darfst du mal Bekanntschaft mit meinem Holzpflock machen.“ unterbrach Câtâlin ihn und kramte seinen dunkel braunen Pflock hervor. „Lasst mich herein... Ich... Muss zu ihr..“ wisperte Alin und seine Stimme klang unheimlich. „Nein! Du machst dich jetzt vom Acker! Sofort!“ rief Cosmin, hob die Hand und zeigte irgendwohin. „Wo ist sie? Ich muss sie sehen...“ Als Alin sich umblickte und mich plötzlich erspähte, sagte er: „Stela, bitte. Darf ich rein? Es regnet und...“ „Natürlich darfst du reinkommen.“ unterbrach ich ihn und stieg die Treppen hinab, bis er an Cosmin und Câtâlin vorbei ins matte Licht der Kerzen getreten war. Seine schwarzen Haare waren vom Regen völlig durchnässt. Von seiner Nasenspitze und von seinem Mantel tropfte das Regenwasser auf den knarrenden Holzboden. Die Flammen der Kerzen warfen flackernde Schatten auf sein Gesicht und als er mir immer näher kam, bemerkte ich, dass sich seine Augenfarbe in ein dunkles rot verwandelt hatte. Sofort schossen mir die Bilder von jenen Vampiren durch den Kopf, die unsere Stadt dem Erdboden gleichgemacht hatten. Denn ihre Augen waren ebenfalls dunkel rot und ich konnte mich noch an die Worte meiner Großmutter erinnern. Sie sagte immer: „Kinder, haltet euch stets von Vampiren fern, deren Augen sich in ein dunkles rot gefärbt haben. Dies bedeutet das sie durstig sind und Vampire die Durst haben, sind die gefährlichsten. Denn sie würden alles tun, um ihn zu stillen. Wenn sie aber einige Zeit nicht an Blut heran kommen, dann werden sie Rasend und dann können sie sich nicht einmal mehr selbst kontrollieren.“ Dieser Gedanke ließ mich erschaudern. „Stela, was hast du getan, Mädchen? Warum hast du ihn herein gelassen?“ rief Câtâlin plötzlich aufgeregt. Als Alin immer weiter auf mich zu gestampft kam, mich genau im Visier, lief ich die andere Seite der Treppe hinunter zu Cosmin. „Man bittet keinen durstenden Vampir herein!“ murmelte der Vampirjäger. Cosmin griff sanft nach meinem Arm und zog mich näher an sich heran. „Siehst du? Was habe ich dir gesagt!?“ flüsterte er mir dann ins Ohr. „Warum läufst du vor mir weg, Stela? Ich dachte wir wären Freunde!? Komm her zu mir.“ Wild schüttelte ich mit dem Kopf und hauchte leise: „Ich will nicht...“ „Ach ja!? Dann befehle ich es dir halt! Komm h...“ „Mach das du hier wegkommst, oder sonst..“ fiel ihm Cosmin ins Wort und funkelte ihn wütend an. „Oder sonst was? Willst du etwa diesen Vampirjäger auf mich hetzen!?“ lachte Alin. „Das wäre eine ziemlich dumme Idee von dir, Cosmin. Er ist eh nur ein Mensch... Ein schwacher Mensch.“ „Was hast du da gerade gesagt!?“ knurrte Câtâlin und riss ungläubig die Augen auf. „Du sagtest, ich sei ein schwacher Mensch... Wir können ja schauen, wie schwach ich wirklich bin! Komm her du Mistkerl!“ „Wieso? Es ist doch wahr, was ich gesagt habe! Wärst du stark, dann hättest du deine Familie vor uns schützen können, aber dies konntest du nicht... Und das nur weil du eine kümmerliche Kreatur bist.“ sagte Alin darauf und ein breites fieses Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. „Das reicht! Ich bring dich um!“ „Beruhige dich, Câtâlin.“ sagte Cosmin und legte seine Hand auf die Schulter des vor Wut bebenden Jägers. Als der sich etwas beruhigt hatte, wandte Alin sich wieder mir zu. „Stela komm her, ich will doch bloß mit dir reden“ „Sie aber nicht mit dir! Jetzt geh..“ rief der Silberhaarige. Der durchnässte Vampir schaute abwechselnd zu mir und Cosmin, dann kam er unmittelbar auf uns zu. Als er vor uns stand, griff er plötzlich nach mir und zog mich gewaltsam an sich heran. Cosmin verpasste ihm einen gezielten Tritt in den Magen und ich konnte mich in diesem Moment aus Alins Griff befreien. Alin schrie laut auf und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Bauch. „Das wirst du mir büßen!“ brüllte er und als er hastig auf mich zu gerannt kam, flüchtete ich zu Cosmin, der mich schützend in seine Arme nahm. Plötzlich begann der Silberhaarige etwas zu murmeln und kurze Zeit danach, flog ein bunter und heller Lichtstrahl auf Alin zu und schleuderte in einmal quer durch den Raum. Einige Zeit lang, lag er schwach und zusammengekauert auf der Erde, doch als sich der schwarzhaarige Vampir aufgerichtet hatte, sagte er: „Arrg... Du hast mich nicht besiegt! Wir werden uns bald wiedersehen.“ Dann verwandelte er sich plötzlich in eine kleine graue Nebelwolke und verschwand. “Den wären wir wohl vorerst los!“ sprach Câtâlin und sah lächelnd zu uns rüber. Cosmin nickte zustimmend uns sagte: „Ja, vorerst. Wir sollten nun zurück auf unsere Zimmer gehen.“ Mit diesen Worten verschwand er in der oberen Etage. Auch Câtâlin ging nach oben. „Komm, Stela. Wir gehen in dein Zimmer.“ sagte Ion und tapste schnell die Treppen hinauf. Wortlos und mit gesenktem Kopf zu Boden starrend, folgte ich dem Kater. Als wir endlich an der Schlafstube angekommen waren, ließ ich mich auf dem Bett nieder. Kurz dachte ich an Alin, doch als mir Tränen in die Augen stiegen und mir die Sicht nahmen, unterdrückte ich diese Gedanken und löschte die Lichter der Kerzen. Anschließend legte ich mich ins Bett und versuchte zu schlafen. Doch es gelang mir einfach nicht, die Augen zu schließen und zu ruhen. Einige Zeit wälzte ich mich unruhig hin und her, doch dann setzte ich mich vorsichtig auf, um Ion, der am Fußende lag und schlief, nicht zu wecken. Ich starrte ins Halbdunkel und die Ereignisse der vergangenen Tage gingen mir durch den Kopf. Als ein Blitz das Zimmer erhellte und die Äste der Bäume gruselige Schatten an die Wände warfen, stand ich auf und ging leise hinaus auf den Flur. Im matten Licht der Kerzen, bemerkte ich, dass die Zimmertür von Cosmin einen Spalt weit offen stand. Zaghaft schob ich die alte Holztür auf, bis ein Lichtstrahl das Zimmer bis zum Bett erhellte. Das Bett und auch der Raum waren leer. Ich schloss die Tür und ging erneut in die riesige Eingangshalle. Nachdem ich mich kurz einmal umgesehen hatte, schritt ich nach draußen.
Unbarmherzig pfiff der Wind um mich herum und der Regen peitschte mir ins Gesicht, eiskalt, wie tausend Nadelspitzen. Der Niederschlag hatte zwar etwas nachgelassen, aber es war noch immer sehr stürmisch. Dicke, dunkle Wolken zogen über den Himmel und sie ließen kaum eine Lücke für den goldenen Vollmond. Die böige Brise schüttelte die nackten Äste der Bäume. Das alte morsche Holz der Baumstämme knackte und es hörte sich an, als ob sie dem Wind nachgeben würden. Ich bekam ein unheimliches Gefühl, als könnte jederzeit eine der großen alten Buchen, auf die Villa stürzen. Ich stampfte durch den Garten, bis ich plötzlich von einer Stelle aus, an der ich vorher nicht gewesen war, das Schloss sehen konnte. „Es scheint gar nicht mehr so weit weg zu sein." murmelte ich leise zu mir selbst und legte meine Fingerspitzen sanft auf meine Lippen. „Es ist weiter als du denkst." ertönte plötzlich eine Stimme, eine nur zu gut bekannte Stimme. Ich drehte mich langsam um und hinter mir stand Cosmin. Kurz blickte ich ihm in die Augen, doch dann wandte ich diese wieder dem Schloss zu. „Du Cosmin, entschuldige bitte, dass ich so dumm war und dir nicht geglaubt habe. Aber ich habe ihm..." „Ist schon in gut, Stela. Warum schläfst du denn nicht?" fiel er mir ins Wort und legte tröstend seine Hand auf meine Schulter.
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