Carries komische Werkstatt
  Das Mädchen bei den Ruinen 2
 


Bei Alin hast du das auch geglaubt!  Aber mach was du willst... Ich werde sie jedenfalls zweifellos im Auge behalten.“ sagte Cosmin darauf und stampfte weiter in Richtung Ruine. Flüchtig linste ich dem erzürnten Vampir hinterher, der mit ausgereiften Schritten davon ging. Dann begab ich mich zurück zu Nyria, die mich erwartungsvoll ansah. „Entschuldige bitte... Er scheint so etwas ziemlich ernstzunehmen.“ Das grauhaarige Mädchen nickte und lächelte dabei etwas. „Mein Name ist Stela und er heißt Cosmin. Wir sind ebenfalls auf dem Weg zum Schloss. Wenn du möchtest, kannst du dich uns anschließen. Zusammen wären wir zumindest stärker und wir könnten dir bei der Suche nach deinem Verlobten helfen.“ Ihr Gesicht erhellte sich und sie begann richtig zu strahlen, fast so wie ein kleines Kind, das soeben ein Spielzeug, das es sich schon so lange gewünscht hat, bekommen hätte. „Ihr würdet mich wirklich mitnehmen?“ fragte sie ungläubig und ihre Augen glitzerten hell. Ich bejahte ihre Frage und sagte: „Ja, warum auch nicht!? Du könntest uns wirklich eine große Hilfe sein...“ „Kommt ihr nun!?“ rief mein silberhaariger Begleiter plötzlich, der vor dem Eingang der Villa auf Nyria und mich wartete. „Je eher wir losgehen, desto eher sind wir da...“ Mit diesen Worten verschwand er im inneren der alten Mauern. Zögernd betraten wir ebenfalls die Ruine und sahen uns staunend um. Durch einige Löcher im Gestein fiel mattes Licht herein und erhellte die braunen, mit grünen Moos überwachsenen Wände. Die Mauern der alten Villa bröckelten und Nebel quillte durch alle Öffnungen. Einige Wassertropfen perlten von der Decke hinab, da das Dach ebenfalls stark beschädigt oder gar teilweise eingebrochen war. Einige der Steinmauern waren eingestürzt und überall lagen Trümmerteile herum. „Der Geheimgang muss hier irgendwo sein..“ murmelte Cosmin und drückte mit der flachen Hand gegen die Wände. Bei jedem Schritt den wir taten, knarrte der Boden unter unseren Füßen bedrohlich. „Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl hier drinnen...“ flüsterte Nyria mir leise zu und legte ihre Hände auf ihre Brust. „Sobald wir diesen Gang gefunden haben, sind wir wieder etwas sicherer.“ entgegnete ich und begann ebenfalls die Mauern abzutasten. Nyria hingegen schlenderte durch den Raum, sah sich um und sagte: „Könnt ihr nicht ein wenig schneller suchen!? Ich möchte endlich hier raus.“ Cosmin schleuderte ihr einen vernichtenden Blick zu und sprach darauf: „Wenn Madame uns helfen würde, dann wäre sie auch sicherlich schneller hier draußen.“ Kurz warf ich dem Silberhaarigen, als er mich anschaute, ein aufmunterndes Lächeln zu, welches er rasch erwiderte. Das grauhaarige Mädchen ignorierte seine Worte und sah sich weiterhin um. Ab und zu strich sie um einige alte halb verfallene Statuen herum, die verteilt dort herum standen. Dann ließ sie sich mit einem tiefen Seufzen gegen eine der Wände fallen, und mit einigen leisen Geräuschen, verschoben sich plötzlich ein paar der braun-grünen Steine. Erschrocken machte Nyria einen Satz nach vorn und fuhr herum. „Ist was?“ fragte ich unsicher und sah das Mädchen mit den Zöpfen erwartungsvoll an. „Die Steine haben sich verschoben!“ gab sie mir knapp zur Antwort und blickte sich kurz über die Schulter. „Gut gemacht, Zopfliese!“ rief Cosmin, als er hinter Nyria getreten war. „Hinter dieser Wand ist ein Schalter... Den habe ich völlig vergessen.“ sprach er dann zögernd weiter. Langsam trat ich an die Wand heran und zog vorsichtig die Steine heraus. Als ein fahler Lichtstrahl die dunkle Ecke erhellte, konnte ich sehen, dass dort tatsächlich ein Hebel verborgen war. „Und? Ist dort etwas?“ fragte die Grauhaarige gespannt. „Ja, hier ist der Schalter.“ „Zieh mal daran. Dann müsste sich der Geheimgang uns zeigen..“ sagte Cosmin darauf und sah sich aufmerksam um. Ich zuckte mit den Schultern, legte die Hände auf das kalte Metall und zog es nach unten. Für einige Zeit lang, schauten wir uns ungeduldig um. Es geschah einfach nichts. „Es tut sich nichts.“ bemerkte ich und verschränkte die Arme. „Was machen wir denn jetzt?“ wollte Nyria mit zitternder Stimme wissen. „Hm, ich weiß nicht.“ sprach der Silberhaarige verärgert. Doch auf einmal war ein lautes, schrilles Quietschen zu hören und der komplette Raum begann zu beben. Die Wand, die Cosmin vor einigen Minuten noch abgesucht hatte, verschob sich und das Dach über unseren Köpfen drohte einzustürzen. Alte Dachziegel fielen auf uns herab und Cosmin schob Nyria rasch in den düsteren Gang, bevor er rief: „Stela komm!“ Ich saß zusammengekauert auf dem kalten, feuchten Boden, da ich einen der Klinker über bekommen hatte. Die Hände hatte ich zum Schutz auf meinen Kopf gelegt. Als der Silberhaarige bemerkte, dass ich ihn nicht gehört hatte, kam er schnell zu mir gelaufen und packte mich am Arm. Dann zerrte er mich hektisch in den dunklen Korridor. „Ist alles in Ordnung?“ erkundigte sich der Vampir und ließ mich los. Ich nickte und sah mich um. Der Gang war nicht sehr hoch und von dichten Spinnweben behangen. Nyria hatte den grausigen Verdacht, dass es in diesem Gewölbe Ratten gab, denn von weitem hörte man ganz leise, scharrende Geräusche und leises Quieken. Wir fuhren zusammen, als sich hinter uns die Geheimtür mit einem kaum vernehmbaren Laut wieder schloss. Ich schauerte in meinem dünnen Kleid zusammen, als ich in die pechschwarze Finsternis um mich herum starrte. „Ich kann kaum etwas sehen!“ rief die Weißmagierin, die versuchte sich vorwärts zu tasten. „Pass auf!  Da vorne ist eine Treppe..“ warnte Cosmin das grauhaarige Mädchen, die kurz vor einer Stufe stand. „Zum Glück habe ich gute Augen. Es hat vielleicht doch etwas gutes ein Vampir zu sein.“ sagte der Silberhaarige und nahm mich an der Hand, um mich zu führen. Auch Nyria packte er am Arm und zog sie hinter sich her.
Die Treppe kam mir endlos lang vor und ich hatte das Gefühl, als befände ich mich innerhalb der Kirche von Târgoviste. Nach langer Zeit gelangten wir schließlich zu einer weiteren Treppe. Oben, vor einer Tür, konnten wir eine schwarze Gestalt stehen sehen, die einen langen Stab und eine Fackel in der Hand hielt. Mit geschlossenen Augen tat ich einen tiefen Atemzug.

„Oh, Nyria!  Du gibst wohl nie auf du Gör!“ sprach dieses Wesen plötzlich, als es uns bemerkt hatte. „Rikane!“ rief unsere Begleiterin plötzlich laut auf. „Was? Das soll diese böse Hexe sein?“ fragte ich zaghaft und meine Augen weiteten sich. Nyria beachtete meine Frage nicht und lief einige Stufen hinauf. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so stur bist. Hm... Und wie ich sehe, hast du ein paar deiner Freunde mitgebracht.“ „Halt den Mund, Rikane!  Sag mir, wo hast du Fumé hingebracht!?“ schrie die Grauhaarige und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Fumé? Dem geht es gut... Er befindet sich bereits im Schloss!“ „Du... Alte Hexe!“ Nyrias blick war zornig und sie stellte sich kampfbereit hin. Ich wollte ebenfalls ein paar Stufen hinauf steigen und Nyria zur Seite stehen, doch Cosmin hielt mich fest und sagte: „Lass das die Beiden unter sich aus machen. Sie wird es schon schaffen.“ Ich nickte einverstanden und stellte mich wieder neben ihn. Rikane schnalzte mit der Zunge und lachte laut auf. „Haha, dass kann doch nicht dein Ernst sein!  Du kleiner Wurm... Heute kann ich dich leider nicht beseitigen, ich habe noch etwas wichtiges zu tun. Doch keine Angst, Kleines. Wir werden uns schon sehr bald wieder sehen.“ mit diesen Worten löste sich die Hexe in grünlichen, glitzernden Staub auf und verschwand. „Bleib hier Rikane. Du Feigling!“ Nyria schlug sich mit der Faust auf den Oberschenkel. „Verdammt!  Sie ist weg. Kommt Freunde... Wir müssen schnell weiter!“ Rasch rannte sie die restlichen Stufen hinauf und öffnete die riesige und schwere Holztür. Zögernd folgten wir dem aufgeregten Mädchen, das bereits nach draußen gerannt war. Als wir ebenfalls durch die Türe getreten waren, warf uns gleich der Mond seine hellen silbernen Strahlen entgegen, die fast schon meine Augen zum schmerzen brachten. Denn sie hatten sich vollkommen an die Dunkelheit, die in diesem seltsamen Gang herrschte, gewöhnt. Keine einzige Wolke zog am Himmel, nur ein paar Raben kreisten dort herum, kreischten und sahen von oben auf uns hinab. Ein leichtes Lüftchen wehte und einige meiner Haarsträhnen kitzelten in meiner Nase. „Ich hatte gar nicht das Gefühl, dass wir so lange unterwegs waren.“ murmelte ich Cosmin zu, während ich zum Nachtgestirn hinauf blickte. „Das waren wir aber. Fast zwölf Stunden...“ Ich riss ungläubig die Augen auf. „Was!? Zwölf Stunden? Wahnsinn... Ich scheine mich wohl an die ganze Marschiererei gewöhnt zu haben..“ Die steinernen Mauern des Schlosses türmten sich vor uns auf und einige Fledermäuse saßen hoch oben auf den Spitzen der vielen Türme, hielten dort Ausschau nach Eindringlingen und Fremden, jedoch schienen sie uns nicht bemerkt zu haben, da sie uns den Rücken zugewandt hatten. „Ich habe mir das Schloss viel, viel größer vorgestellt.“ hauchte ich leise vor mich hin und als ich ein Äste krachen vernahm, sah ich mich um. Einige Meter vor uns, gut versteckt im Schatten des Prachtbaus, stand Nyria, die ebenfalls staunend das Gemäuer hinauf blickte und vermutlich auf einen Stock, der am Boden lag, getreten war. Langsam schritt ich auf sie zu und Cosmin folgte mir zögernd. „Nun sind wir angekommen... Ich kann es kaum glauben!“ sprach ich und starrte den Vampirkrieger dabei an. Dieser nickte und man konnte ihm seine Unsicherheit deutlich ansehen.

Um so länger wir dort verharrten, um so größer wurde meine Furcht und einige Zweifel kamen auf. Was sollte ich schon groß gegen Dracula, eines der meist gefürchteten Wesen weit und breit,ausrichten können? Ich bin doch bloß ein kleines naives, dummes Mädchen, dessen Kräfte niemals an die von Draculas rankommen würden. Doch ich habe es bis hierher geschafft und Vater und auch Radu verlassen sich auf mich... Ich kann nicht einfach wieder umkehren, auch wenn ich es gerne wöllte.

„Wir müssen Fumé finden!  Kommt ihr?“ flüsterte Nyria uns zu und riss mich damit völlig aus meinen Gedanken. Cosmin nickte und sagte darauf: „Ja... Gleich da vorn ist der Hintereingang, seht ihr? Der wird von außen nie bewacht, dafür stehen drinnen einige Wachposten. Die dürften aber kein großes Problem darstellen...“ „Wenn du das sagst...“ wisperte ich und meine Stimme bebte. „Glaubt mir, ich war schon öfters dort. Wobei das auch schon etwas länger her war.“


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