Carries komische Werkstatt
  Assirus Ende 2
 


„Nyria, mach doch etwas!“ brüllte Cosmin die Grauhaarige an, die daraufhin kurz zusammen zuckte. Ihre Lippen waren zu einer Wellenlinie gekräuselt und sie schien von Angst erfüllt zu sein. „Wi.. Wir müssen das Schwert heraus ziehen... Son... Sonst kann ich...“ Der Vampir ließ sie nicht ausreden, er nickte einfach nur, umklammerte mit seinen Händen den Griff des Schwertes und drückte seine Lippen fest zusammen. Kurz blickte er mich an, dann zog er es so schnell wie er konnte, aus meiner Brust. Die Wiederhacken des Schwertes, rissen die Wunde noch weiter auf. Ich hustete und spuckte Blut.

„Ihr törichten Dummköpfe!“, rief Assiru triumphierend lachend und sprach nach einer kurzen Pause weiter, „Das kommt davon, wenn man sich mit mir anlegt.“ Er hob kurz die Fäuste und schlug dann auf Ethgar ein, der aber ausweichen konnte und so verfehlte sein Schlag Ethgars Kopf.

„Beeil dich, Nyria!“ Die Weißmagierin hatte ihre Hände sanft auf die Wunde gelegt und ihre Augen geschlossen. Sie murmelte irgendetwas vor sich hin und schaukelte dabei etwas nach vorn und nach hinten. Einige Zeit lang, saß sie dort so, bis sie ihre Augen, die mit Tränen gefüllt waren, wieder öffnete. „Ich kann nicht!  Ich kann mich nicht konzentrieren...“ rief sie mit weinerlichen und schluchzenden Stimme, als sie ihre mit Blut besudelten Hände ansah. „Versuch es noch einmal!“ versuchte Cosmin dieses Mal etwas ruhiger zu sagen, doch er konnte seine Sorge und Aufregung nicht verstecken und zurückdrängen. Nyria schloss jammernd wieder ihre Augen, doch ich war mir sicher, dass es auch diesmal fehlschlagen würde. „Das Quellwasser..., von Bogdana!“ schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Bogdana hatte mir ein paar Fläschchen mit diesem Wasser, dass heilende Kräfte besitzt, mitgegeben. Damals, als ich an der Schlossmauer ebenfalls verwundet wurde.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht, griff ich in die Rocktasche und zog das kleine Glasfläschchen mit der Flüssigkeit hervor. „Quellwasser... Ihr müsst damit...“ begann ich zu sagen, doch ich brach den Satz ab, da ich bemerkte, dass ich nur ein unverständliches Geflüster hervor brachte. „Sie möchte uns etwas sagen...“ meinte Nyria, als ihr aufgefallen war, dass sich meine Lippen stumm bewegt hatten und so kam sie mit ihrem Kopf näher an mich heran, so das ihr linkes Ohr genau über meinem Mund war. „Was sagtest du, Stela?“ fragte die Grauhaarige und spitzte angestrengt ihre Lauscher.
„Meine Güte!  Macht endlich, dass sie aufhört zu bluten, sonst dreh ich noch durch!“ schrie Rosa wütend und hielt sich eine Hand vor die Augen, die sie für einen kurzen Moment geschlossen hatte. „Sie soll aufhören zu bluten!“
Unbeeindruckt von dem Geschrei der Blonden, musterte Cosmin mich gespannt, sah aber ab und zu aus dem Augenwinkel heraus, zu der Vampirin herüber. Er machte sich scheinbar Gedanken darüber, dass Rosa etwas unüberlegtes tun könnte.

Ich war umgeben, von drei Vampiren und mit jedem Herzschlag, spritzte das Blut aus der Wunde, egal wie kräftig ich auf die Verletzung drückte. Es quoll immer weiter sprudelnd aus der klaffenden Wunde und floss in einem stetigem Strom, über meine Hände, meinen Körper und schließlich zu Boden. Das schwarze Kleid wurde nass vom schäumenden Lebenssaft, der sich über mir ergoss. Doch anstatt angeekelt die Hände zurückzuziehen, presste ich diese immer fester drauf. Es war mir klar, dass wir die Blutung in den Griff bekommen mussten, denn sonst würde Rosa wahrscheinlich wirklich noch etwas tun, was sie bereuen würde.
Als ich mich zusammengerissen hatte, begann ich zu sprechen, doch so leise und undeutlich, dass es niemand außer Nyria verstehen konnte.
„D... Du musst die Verwundung mit der Flüs... Flüssigkeit einreiben. Das ist Quellwasser, es besitzt heilende... Kräfte.“ flüsterte ich ihr zu und bemerkte, dass ich von Sekunde zu Sekunde immer schwächer wurde. Die Grauhaarige nahm ohne zu zögern, die kleine Ampulle in die Hände und entfernte sofort den kleinen Korken, der verhinderte, dass etwas von dem Wasser heraus lief. Für einige Augenblicke, betrachtete Nyria das Fläschchen einfach nur mit strahlenden Augen, bis sie den Inhalt schließlich auf ihrer linken Hand leerte. Als sie das Glas weggelegt hatte, rieb sie sich rasch die Hände aneinander und strich dann mit diesen vorsichtig über die Verletzung.
Schon nach kurzer Zeit, durchflutete eine seltsame Wärme meinen Körper und ich bemerkte, dass die Schmerzen immer schwächer wurden, bis sie schließlich ganz verschwunden waren. Ich richtete mich langsam auf und sah dabei zu, wie das Blut sich langsam auflöste und wie sich die Wunde langsam schloss. Ich stieß einen erleichterten, gleichzeitig aber auch einen freudigen Seufzer aus, während ich die Weißmagierin anstarrte.
„Es hat tatsächlich geholfen!“ rief Nyria erfreut und lächelte, doch trotzdem konnte man ihr ansehen, dass sie enttäuscht war. Enttäuscht darüber, dass sie kläglich versagt hatte und die Beherrschung über ihre Kräfte verloren hatte. „Sag mal Stela, woher hattest du das Wasser aus der heiligen Quelle? Ich habe schon oft von meinem Lehrmeister, der mir die Kunst des Heilens beibrachte, davon gehört... Doch nur wenige Menschen haben bisher die Quelle zu Gesicht bekommen.“ „Ich kenne die Hüterin dieser Quelle.“ gab ich ihr knapp zur Antwort und blickte dann zu Cosmin, der mir beim aufstehen half.

„Wir müssen Ethgar helfen!  Er schafft es nicht allein, außerdem sind wir ja dafür hier...“ sagte Cosmin und sah der Reihe nach Rosa, Nyria und mich an. „Passt diesmal aber besser auf. Ihr habt gesehen, wie schnell etwas passieren kann!“, nach einer kurzen Pause sprach er weiter, „Ihr zwei geht in Sicherheit und du Stela, bleib hinter mir. Ich schütze dich etwas.“ Kaum hatte der Vampir zu ende gesprochen, da flüchteten die Grauhaarige und die Blonde in eine sichere Ecke. Doch plötzlich war ein kalter Windhauch zu spüren und ich erblickte genau hinter Ethgar eine seltsame Nebelwolke, die sich schon bald darauf in eine Gestalt verwandelte, die mir sehr bekannt vorkam.
„Das ist doch,... Dracula!“ rief ich erstaunt und deutete mit dem Zeigefinger auf die Nebelgestalt. Cosmin hob ruckartig den Kopf, zog mit einer fließenden Handbewegung sein Schwert aus der Scheide und rief dem Vampirelf zu: „Ethgar, achtung!  Hinter dir...“ Erschrocken fuhr der Angesprochene herum und suchte mit seinen Augen hastig die Umgebung ab. Er bemerkte gar nicht, dass in diesem Augenblick Assiru, mit ausgefahrenen und messerscharfen Krallen, auf in zu sprang. Rasch machte der Silberhaarige einen Satz nach vorn und wehrte den Angriff des Werwolfs mit seinem Schwert ab. Das Geräusch von Stahl auf Stahl, ließ mir einen Schauer den Rücken hinunter laufen.

„Assiru, ich befehle dir, dass du aufhörst, gegen sie zu kämpfen!“ sprach Dracula in einem strengen Ton zu seinem Untertan. Der starke Wolf schleuderte Cosmin zu Boden und entgegnete seinem Herren: „Aber Gebieter, dies sind Eindringlinge!“ „Willst du etwa meinem Befehl trotzen, du Narr?“ Die Miene des Grafen verfinsterte sich und er sah seinen Untergebenen mit glühenden Augen an. Assiru schreckte zurück. „Natürlich nicht, mein Gebieter...“ „Das will ich dir auch raten!  Wenn du dich mir verweigerst, schick ich dich in dein finsteres Grab!“ Das Untier verbeugte sich leicht und antwortete mit furchtsamer und rauer Stimme: „Ja Herr.“
Rasch rannte ich zu dem Silberhaarigen, der unsanft mit dem Brustkorb auf der Erde gelandet war. „Geht es dir gut, Cosmin?“ Er verzog das Gesicht. „Ihr könnt zur Hölle fahren, wo ihr hingehört!  Wir werden niemals aufhören, gegen euch zu kämpfen!“ rief er wütend und es klang so, als ob er fest dazu entschlossen war, nicht aufzugeben. Er richtete sich auf und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dracula grinste amüsiert, während Assiru den Silberhaarigen entgeistert ansah.
„Du bringst mich immer wieder zum lachen, du kümmerliche Kreatur!  Aber wie du willst, Silberschopf...“, er unterbrach sich kurz und wandte sich dann dem Werwolf zu., „Du kannst sie meinetwegen alle töten, außer dieses Mädchen dort. Der Tod soll der Lohn dieser Dummköpfe sein!  Und Assiru, solltest du dem Mädchen auch nur ein Haar krümmen, teilst du dein Schicksal mit deren dort!“ Mit diesen Worten verschwand der Graf genauso plötzlich, wie er gekommen war.

„Halt warte!  Das werde ich nicht zu lassen...“ gellte ich dem fiesen Vampir hinterher, doch dieser reagierte nicht und kehrte auch nicht wieder zurück.
Das riesige Ungeheuer knackste mit seinen Fingern und drehte seinen Kopf einige Male in verschiedene Richtungen, so das auch seine Wirbelsäule laut knackte. „Ihr habt es gewagt, euch gegen meinen Gebieter zu stellen und dafür werdet ihr bezahlen!  Na, wer von euch möchte als erstes? Vielleicht die beiden Frauen dort hinten?“ „Du lässt sie gefälligst alle in ruhe, sonst...“ sagte ich wütend, doch Assiru unterbrach mich und ließ mich nicht zu ende reden. „Oder sonst was? Was willst du denn bitteschön machen? Ich schlage dir vor, dass du gehst und es dir nicht mit meinem Herrn verdirbst.“ „Ich werde bestimmt nicht gehen und ich werde auch nicht zu lassen, dass du meinen Freunden etwas tust, du Monster!“ Der Werwolf lachte amüsiert auf. „Oh, wie herzzerreißend!  Ihr seid wirklich zuckersüß...“ Cosmin begann leise zu knurren und biss seine Zähne zusammen, bis er schließlich wutentbrannt rief: „Hör auf zu reden!  Kämpfe lieber.“ Mit diesen Worten hielt er sein Schwert kampfbereit vor sich und seine blauen Augen fixierten das Ungeheuer. Ich stellte mich vor Cosmin und sagte: „Bevor du mit irgendwem kämpfst, bekommst du es mit mir zu tun!“ Assiru seufzte. „Langsam gehst du mir wirklich auf den Geist, Weib!   Hätte Dracula mir nicht den Befehl gegeben, dir nichts zu tun, dann hätte ich dich schon längst in Stücke gerissen!  Und jetzt geh mir aus dem Weg!“
Cosmin legte seine Hand auf meine Schulter und flüsterte leise: „Hier wird niemand allein kämpfen!  Wir drei müssen das zusammen tun. Alleine würden wir das alle nicht schaffen!“ Plötzlich rief Rosa: „Ihr müsst ihm Silber unter die Haut bringen!  Lykanthropen sind allergisch dagegen...“ „Silber?“ wiederholte ich stumm in meinen Gedanken und blickte kurz zu Boden. „Aber wie sollen wir das anstellen? Wir haben doch überhaupt kein Silber bei uns...“ sprach ich dann nach kurzem zögern. Assiru drehte sich erstaunt um. „Halt den Mund, du Hexe!“ grölte er erzürnt und fuhr abermals seine scharfen Krallen aus.

Er sprang nach vorn und wollte auf Rosa und Nyria zu laufen, doch Ethgar packte den Wolf am Schopf und zerrte ihn gewaltsam zur Erde. „Mit Silber kann ich dienen!“ rief er lächelnd und zeigte auf seine silbernen Ohrringe.
Der Vampirelf ließ von dem Wolf ab, da er sich seine Ohrringe abnehmen wollte, doch dies war ein Fehler. Denn der Werwolf drehte sich rasch auf den Rücken und trat ihm in den Magen. Er ging in die Knie und er gab sich mühe, nicht vor Schmerzen zu schreien, jedoch entfloh ihm trotzdem ein kleiner laut. Cosmin stellte sich schützend vor seinen Freund, damit dieser nicht weiter angegriffen und verwundet wurde. Der Silberhaarige hob sein Schwert in die Luft, doch er konnte nicht angreifen, da Assiru sich schnell aufgestellt hatte und mit seinen Krallen nach ihm schlug, aber der Vampir konnte geschickt ausweichen. Doch beim nächsten Schlag hatte er weniger Glück, denn die Klaue streifte ihn an der Schulter. Ohne auch nur eine Miene zu verziehen, setzte Cosmin endlich zu einem Schlag an, doch der Werwolf blockte seinen Angriff mit Leichtigkeit ab, und machte sofort darauf einen Konterangriff. Damit hatte der Vampir gerechnet, und wieder konnte er haarscharf den messerscharfen und tödlichen Krallen entgehen.
„Komm ich helfe dir auf.“ sprach ich leise und griff nach Ethgars Unterarm, an dem ich ihn hochzog. Nachdem er sich aufgerichtet hatte, entfernte er sich gleich die Silberohrringe und sah sie kurz an. „Wie sollen wir sie ihm denn jetzt unter die Haut bringen?“ fragte er leise. „Wir müssen ihm wohl ein paar tiefe Wunden zufügen und dann das Silber in die Verletzungen hineindrücken.“ rief Cosmin, der seine Frage von weitem gehört hatte.
Doch plötzlich bekam der Silberhaarige einen Fausthieb hab, da er auf diesen nicht gefasst war und stürzte blutend zu Boden. Er konnte sehen, wie sein Gegner auf ihn zu kam. Als dieser direkt über ihm stand, rammte er sein Schwert dem Wolf tief in den Bauch. Assiru stolperte einige Schritte zurück, schien jedoch nicht besonders angeschlagen zu sein. Cosmin aber, stand sofort auf und schubste den Wolf mit voller Wucht zur Erde. Dieser wollte rasch wieder aufstehen, doch die Klinge des Blauäugigen war bereits an der Kehle des Monsters, sodass dieses es nicht mehr wagte, sich zu bewegen.
Sofort rannten Ethgar und ich auf die beiden zu. Der Vampirelf stürzte sich sofort auf den verletzten Werwolf und umklammerte ihn fest mit seinen Armen. Cosmin schob sein Schwert mit einem leisen sirren zurück in die Scheide und tat es seinem Freund gleich. Doch plötzlich begann Assiru sich heftig zu wehren und es hätte sicher nicht lange gedauert, bis er es geschafft hätte, sich aus den Umklammerungen der beiden Krieger zu befreien.
„Wir müssen ihnen helfen!“ Konnte ich Nyria plötzlich rufen hören. Ich warf einen kurzen Blick zu den Frauen herüber und sah, dass sie auf uns zu gestürmt kamen. Auch sie umschlangen den blutverschmierten Leib des Wolfes mit ihren Armen.

„Du musst ihm das Silber in die Wunde drücken!“ sagte Ethgar laut und ließ die Ohrringe aus seiner Hand zum Boden fallen. Als er diese Worte ausgesprochen hatte, begann sich Assiru noch mehr als zu vor zu widersetzen. Ich nickte stumm mit dem Kopf und kniete mich vor den hasserfüllten Wolf, dann nahm ich die Silberohrringe in die Hand und atmete tief ein.
„Mach es kurz und schmerzlos!“ tönte Rosa und sah wie gebannt auf das Blut, das aus der Wunde sprudelte. Angewidert näherte ich mich Assiru und schob ihm die kleinen Silberbarren in die Verletzung. Sofort begann die tiefe Blessur an zu dampfen und der Werwolf schrie schmerzerfüllt auf. Irgendwie bekam ich Mitleid mit diesem Wesen. Was war, wenn Dracula ihn auch nur manipuliert und benutzt hatte, genau wie Rosa? Dann würde ich nun einen Unschuldigen töten...
„Los, es muss weiter rein!“ gellten Ethgar und Rosa gleichzeitig im Chor und rissen mich mit ihren Stimmen aus meinen Gedanken. Ich wollte widersprechen, doch als ich Cosmin ansah, der mir zunickte, versuchte ich es nicht und drückte das tödliche Silber weiter in den schmalen Riss hinein.
Das Brüllen des Lykaners, wurde von mal zu mal immer lauter und sein letzter Schrei, der Todesschrei, jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. Erleichtert über den Tod Assirus, ließen Cosmin, Nyria, Ethgar und Rosa den bewegungslosen Körper los und richteten sich auf.
„Das wäre geschafft...“ murmelte der schwarzhaarige Vampirelf und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Er war ein ganz schöner Brocken, kann ich euch sagen.“ fuhr er dann fort.
Ich sah betrübt zu dem toten Wesen hinunter, aus dessen Wunde ein seltsames Gemisch aus Blut und weißem Schaum floss. Der Gedanke, dass er vielleicht wirklich ein unschuldiger gewesen sein könnte, ging mir nicht aus dem Kopf. Aber bei wem hier, konnte man schon wissen, ob jemand wirklich böse oder gut war...


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