Carries komische Werkstatt
  Späte Hilfe 2
 


Mir stockte der Atem als der Größere, dessen wilde braune Mähne unter seiner Kapuze hervor lugte, seine Lippen öffnete und zu uns auf sah. Ein breites, widerliches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, so dass seine verfärbten Zähne hervor blitzten. „Wenn das mal nicht unsere Freunde sind!“ glugste er vergnügt vor sich hin. „Ja, Cosmin der Feigling und Verräter, die Kleine aus dem Wald, unsere süße Rosa und Ethgar der Dieb.“ „Was zum Teufel wollt ihr!?“ schrie der Vampirelf wütend und unterbrach den riesigen Koloss. Dieser verschränkte belustigt die Arme und fragte: „Warum denn gleich so aggressiv?“ „Ihr solltet lieber den Mund halten und verschwinden!“ knurrte Ethgar und biss die Zähne fest zusammen. „Wer seid ihr überhaupt!?“ fragte ich vorsichtig, da ich die Beiden einfach nicht einordnen konnte. Doch sie schienen mich irgendwoher zu kennen. „Ich dachte schon, du fragst nie!“ rief der Kleinere mit dem Blondschopf und trat mit weichen und geschmeidigen Schritten auf mich zu. Als er mir gegenüber stand, beugte er sich vor und schob meine Haare sanft zur Seite. Ich konnte mein Herz so laut schlagen hören, wie noch nie zuvor.
Plötzlich flüsterte er mir ins Ohr: „Du willst also unsere Namen wissen!  In Ordnung, ich verrate sie dir, aber nur, wenn du und Rosa mal mit mir Essen geht...!“ „Ich, ähm...“ Als Cosmin ganz dicht hinter mich getreten war, wich der blonde Vampir einige Schritte zurück und warf dem Silberhaarigen vernichtende Blicke zu. Nach einiger Zeit, wandte er sich wieder von uns ab und ging auf seinen Kameraden zu.
Als der Größere seine Kapuze endlich vom Kopf nahm und seinen Kragen nach unten schlug, erkannte ich die Beiden wieder. Es waren die Gestalten, die mich in jener Nacht durch den Wald von Târgoviste gejagt hatten. Doch wie konnte es sein!? Radu hatte mir doch gesagt, dass er die Beiden erledigt hätte. Hat Radu mich etwa angelogen oder ging er davon aus, dass sie tatsächlich tot waren?

„Keine Sorge, wir haben nicht vor, gegen euch zu kämpfen oder euch zu melden!“ sagte der Blondschopf beruhigend und warf uns ernste Blicke zu. „Einer unserer Befehlshaber meinte, dass wir euch nicht bei eurer Mission behindern sollen. Wir sind hier nur Spione!  Wir Zwei sollen unsere Gebieter über wichtige Informationen unterrichten. Zum Beispiel, welche Städte und Dörfer Dracula als nächstes Plündern und zerstören will...“
Als Cosmin und Ethgar die beiden Vampire ungläubig ansahen, legte der Silberhaarige seine Hand vertraulich auf meine Schulter und schob mich etwas hinter sich. „Darf man vielleicht auch erfahren, wer eure Befehlshaber sind?“ fragte der Vampirelf in einem harschen Ton. Der riesige braunhaarige Vampir, schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf und murmelte dann leise: „Dass dürfen wir euch leider nicht verraten. Noch nicht...“
Cosmin lachte verächtlich auf und ging einige Schritte auf den kleinen Blondschopf zu. Dann starrte er ihn mit eiskaltem Blick an, packte ihn am Kragen und zog ihn etwas zu sich heran. „Und wir sollen euch tatsächlich Glauben schenken, Rafael?“ rief der Silberhaarige wütend und hob den mickrigen Vampir an seiner Kehle hoch, so dass seine Füße wild in der Luft baumelten. Verzweifelt versuchte sich Rafael aus dem festen Griff des Vampirkriegers zu befreien. Doch all seine Bemühungen scheiterten. Er schaffte es einfach nicht los zukommen.
„He, beruhige dich doch mal, mein Freund!“ mischte sich nun auch der Kamerad Rafaels ein. Sofort ließ Cosmin von dem Blonden ab und warf dem Braunhaarigen tödliche Blicke zu. „Ich bin nicht dein Freund, Vinzent!“ „Ist ja schon gut...“ rief der Größere zaghaft und sah unsicher zu Rafael hinüber. Dieser war sichtlich wütend geworden. „Es ist uns völlig egal, ob ihr uns glaubt oder nicht... Ach!  Denkt doch was ihr wollt!  Komm Vinzent, wir gehen... Bevor ich mich noch verliere.“ Mit diesen Worten stolzierte Rafael hochnäsig an uns vorbei, in Richtung Treppe.
Für einen kurzen Augenblick, sah der Größere seinem Freund einfach nur hinterher, bis der Blonde stehen blieb und sich umdrehte. Mit einem seltsamen Funkeln in den Augen, blickte er Vinzent an und sagte in einem befehlerischen und harschen Ton: „Möchtest du da etwa Wurzeln schlagen!? Komm endlich!  Wir haben noch einige Dinge zu erledigen.“ Der braunhaarige Vampir zuckte zusammen und verzog das Gesicht für einem Moment zu einer Grimasse. „I... Ich komm ja scho.. Schon!“ rief dieser stotternd und blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann folgte er Rafael ohne zu zögern.

Als die Beiden nach unten verschwunden waren, stieß Ethgar ein erleichtertes Seufzen aus, während Cosmin wütend zur Erde starrte. Sein Atem ging schwer und seine Miene war finster.
„Pah, den Beiden kann man nicht vertrauen, da bin ich mir sicher!  Wir sollten von nun an etwas vorsichtiger sein. Wenn sie Dracula verraten sollten, wo wir sind, wird er sicherlich sofort ein paar Truppen hierher schicken, die uns beseitigen sollen.“ murmelte der Silberhaarige verächtlich. Rosa und Ethgar nickten zustimmend, und verschränkten ihre Arme vor der Brust.

Cosmin hatte wohl, mit dem was er sage, recht. In jener Nacht, im Wald, hatten sie mich verfolgt und wollten mich töten. Dies gelang ihnen aber nur nicht, weil Radu mich gerettet hatte. Aber warum hatte Radu mich angelogen? Er sagte, er hätte sie unschädlich gemacht, doch die Beiden lebten doch noch. Führt er etwas im Schilde oder ist er einer der Befehlshaber, von dem sie gesprochen hatten?

„Kommt, lasst uns gehen.“ sagte Ethgar schließlich nach einiger Zeit und unterbrach somit die unangenehme Stille, die für eine Weile zwischen uns herrschte. Mit langsamen Schritten ging der Vampirelf auf die verriegelte Tür zu, die sich genau vor uns befand und steif in die Höhe ragte. Vorsichtig strich er mit der Hand über das schwere Holz und betrachtete die reichhaltigen Verzierungen und den schmiedeeisernen Griff.
„Hinter welcher Tür werden sie denn nun festgehalten?“ fragte Rose nachdenklich mit leiser Stimme und sah aus dem Augenwinkel heraus, zu dem zierlichen Elf. Wieder herrschte für einen Augenblick Stille, bis Ethgar schließlich antwortete: „Ich weiß nicht so genau, aber ich denke hinter dieser großen hier. Was denkt ihr?“ „Lasst uns doch einfach nachsehen, dann wissen wirs.“ meinte Cosmin etwas ruhiger als vorhin und warf mir ein leichtes Nicken zu. „Da gibt es nur ein Problem!“ rief Rosa und drückte einige Male den Türgriff nach unten. „Die Türe ist verschlossen!  Ohne Schlüssel kommen wir nicht hinein...“ „Geh zur Seite, Rosa.“ sagte Cosmin und schob die Blonde vorsichtig weg. Mit aller Kraft trat der Silberhaarige gegen die Türe, die sofort nachgab. Das dunkle Holz splitterte und der Eingang stürzt mit einem lauten Knall zu Boden.

Gleißendes grelles Licht strömte uns wie ein Nebel entgegen und schien alles zu verschlingen, in ein strahlendes Weiß zu hüllen.

„Wa... Was ist das!?“ fragte die Blonde eher sich selbst und kniff fest du Augen zusammen. Als wir uns an das blendende Licht gewöhnt hatten, schritten wir langsam und ehrfürchtig vorwärts. Der gesamte Raum schien komplett aus den wertvollsten Edelsteinen und Diamanten zu bestehen. Staunend und sprachlos sahen wir uns um. Um uns herum waren unschätzbare Statuen und Gemälde. Das helle Licht schien von überall zu scheinen, doch eine Quelle des Lichts konnten wir nicht ausmachen. Es war heller als am Tage und doch wohlig, diese Helligkeit.
In der Mitte des runden Saals jedoch, befanden sich schwarze Käfige, in denen einige alte Männer mit langen weißen Kluften kauerten. Waren diese vielleicht die Mönche, die wir befreien wollten?
Zögernd und mit kaum hörbaren Schritten, näherten wir uns den kleinen, engen Zellen, in denen die Ordensbrüder wie Vieh eingesperrt waren. Mein Herz klopfte schneller, als ich sah, dass der Boden bei den Gittern eine einzige Blutlache bildete. Auch die Kleidung der Geistlichen war von Blut benetzt. Sie waren brutal ermordet worden, es gleichte schon fast einer Hinrichtung. Einer von ihnen hatte zehn Dolche in seinem Leib stecken, ein anderer wurde Enthäutet und verblutete qualvoll.

„Wir kommen zu spät...“ sprach Ethgar resigniert und starrte von Wut erfüllt auf die Leichen der Mönche. „Wir hätten uns beeilen sollen!  Aber jetzt können wir nichts mehr für sie tun. Lasst uns gehen.“ meinte Cosmin bedrückt und machte auf dem Absatz kehrt. Der Vampirelf nickte zustimmend und folgte ihm.
Mit hallenden Schritten trat ich näher an die Käfige heran. Mein entsetztes Gesicht spiegelte sich in der Blutpfütze wider. „Wie kann jemand zu so etwas fähig sein!?“ dachte ich stumm und schloss die Augen. Der Geruch von Blut lag in der Luft, süß und ekelerregend. Ich verzog die Mundwinkel und atmete schwer.

Plötzlich raunte ein leises Summen durch den Raum. Unsicher sah ich mich um. Mein Blick blieb an Rosa haften, die zum Boden starrte und schleppend vorwärts ging. Wie von Geisterhand wandelte sie die weißen Fliesen entlang. Kurz sah ich mir über die Schulter, und schaute nach Cosmin und Ethgar, die stehen geblieben waren und sich umsahen. Ein Uhu saß vor einem Fenster und ließ seine Stimme erklingen. Unmittelbar danach, ertönte ein lautes Wimmern, dass durch die Halle hallte.

„Kommt mit!“ sagte Rosa plötzlich fast flüsternd und deutete mit dem Zeigefinger neben sich auf eine Blutspur, die immer in gleichen Abständen eine rote Linie zog. Ein eisiger Schauer lief mir den Rücken hinab und Angstperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Meine Augen starr auf die Spur gerichtet, folgte ich dieser wie ferngesteuert. Meine Schritte waren klein, aber mit jedem wurden die Tropfen größer. Schließlich endete die Spur an einer Statue, wo sie sich in eine riesige Lache verwandelt hatte. Vorsichtig und mit schmerzender Brust, blickte ich etwas weiter nach vorn, wo ich eine in weiß gehüllte Gestalt zusammen gekauert in Blut sitzen sah. Die Person zitterte leicht und Stöhnte einige Male schmerzerfüllt auf.
Als der alte Mann uns bemerkte, sah er zu uns hinauf und röchelte: „Bitte, seid gnädig und beendet meine Schmerzen!  Ich möchte nicht länger von euch gequält werden... Tötet mich, beendet mein Leiden!“ Mitleidig kniete ich mich nieder und sprach beruhigend: „Wir sind nicht gekommen, um euch noch mehr Leid zuzufügen!  Wir wollen helfen.“


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