Carries komische Werkstatt
  Assirus Ende
 


Kapitel 9 - Assirus Ende

Als ich sie schließlich doch, nach einer halben Ewigkeit, wie es mir schien, erreicht hatte, fasste ich unversehens nach der Türklinke und schob die Türe einen Spalt weit auf. Als ich in den Raum geschlüpft war, schloss ich diese rasch und ging zögernd auf den Silberhaarigen zu.
„Cosmin...“, begann ich, unterbrach mich aber und starrte zu Boden, dann sprach ich weiter, „... Wir müssen so schnell wie möglich zurück zu Nyria. Sie ist noch immer unten, bei Assiru und dieser Ethgar auch.“ Der Blauäugige nickte und sprach darauf: „Ja, ich weiß, aber leider habe ich keine Ahnung, wie ich dich zurück in den Mittelturm bekommen soll...“ Cosmin hatte Rosas Kopf auf seinem Schoss liegen. Sie war noch immer bewusstlos. „Wa.. Was soll das heißen?“ fragte ich entsetzt und starrte ihn mit weit geöffneten Augen an. Er streifte die Vampirin und mich mit seinem Blick, dann starrte er in irgendeine Richtung und begann zu erzählen. „Nun, es ist so. Dies ist ein Schloss, mit vielen Monstern und mit einigen geheimen Räumen. Ab dem vierten Stock, geht es nicht mehr weiter, zumindest für Wesen, die sich nicht in Nebel oder ähnliches verwandeln und somit nicht durch Wände gehen können. Es führen keine Aufstiege oder Aufzüge in die anderen Stockwerke hinauf, dass ist halt dafür gedacht, dass niemand falsches die geheimen Räume entdeckt.“, Flüchtig fuhr er sich mit den Fingerkuppen durch das silberne Haar und sprach nach kurzer Zeit weiter., „Dracula gibt hier im Schloss oft Feste, wo nicht nur Vampire, sondern auch unzählige andere Geschöpfe, zu eingeladen werden... Und diese Gäste sind oftmals sehr neugierig und laufen im Schloss herum, in der Hoffnung irgendetwas spannendes oder wertvolles zu finden. Manche haben es sogar bis in den sechsten Stock geschafft... Ok, ist man erstmal im vierten Stock, kann man die anderen Etagen wieder über Treppen erreichen, doch schau mal aus dem Fenster. Wir sind hier im vierten Stock und viele der Neugierigen, sind an Blumenpranken oder andere Sachen, die sie fanden, hinauf geklettert und haben versucht die Fenster einzuschlagen. Doch waren sie erst einmal hier hoben, dann gab es kein zurück mehr für sie. Man erreicht diese Ebenen nur schwer, doch wenn man es geschafft hat, kommt man niemals mehr aus diesen heraus. Die meisten wurden dann, wenn man sie gesichtet hatte, gefangen genommen und in den Kerker gesperrt, wo sie an Krankheiten verfaulen sollten. Anderen, die zum Beispiel etwas stehlen wollten, wurden die Finger abgehackt, landeten aber ebenfalls im Gefängnis... Einige hatten aber großes Glück und durften Dracula als Knechte dienen.“, er räusperte sich kurz und redete weiter., „Ab und zu, gab es Blutfeste, an denen nur Menschen eingeladen wurden. Diese hat man dann in die Labore oder Folterwerkstätten gebracht. Die Labore und ich denke auch, die neuen Folterräume, gehören zu den Räumen, die niemand von allein betreten sollte...“
„Cosmin!  Hör auf, mir hier ganze Geschichten zu erzählen!  Wir haben keine Zeit...“ unterbrach ich den Vampir und warf mich neben ihm auf die Knie. „Entschuldige, aber wie sollen wir alle zusammen zurück zum Mittelturm kommen? Wir sind hier im Westturm...“ „Geh du allein und hilf ihnen!  Rosa und ich bleiben hier.“ Zögernd sah er die Vampirdame an, deren Kopf noch immer auf seinem Schoss gebettet war. „In Ordnung, aber sei vorsichtig... Es könnten jeden Augenblick, Feinde auftauchen.“ „Ist gut. Ich werde dann solange auf Rosa aufpassen... Ich schaff das schon.“ murmelte ich leise und streckte meine Arme nach der Bewusstlosen aus, die ich nah an mich heran zog und ihren Kopf ebenfalls vorsichtig auf meinen Schoss legte.

„Gut, ich versuche so schnell wie möglich, zurück zu kommen und dann schauen wir weiter.“ sagte der Silberhaarige und erhob sich mit diesen Worten von dem eisig kalten Boden. Ich sah ihn mit stummen Blicken an und nickte.
Gerade als Cosmin verschwinden wollte, streckte Rosa plötzlich ihren rechten Arm aus und griff nach seinem Hosenbein. Ich hatte mich so sehr erschreckt, dass ich kurz zusammen zuckte, denn die Blonde hatte vor wenigen Momenten noch ihre Augen geschlossen und es schien so, als ob sie so schnell nicht wieder aus ihrer Ohnmacht erwachen würde. Doch auch Cosmin hatte sie einen Schreck verpasst, denn er machte erschrocken einen Satz zurück und sah befangen zu Rosa hinab. „Rosa!“ rief er entzückt und kniete sich wieder hin, während ich sie einfach nur entgeistert musterte. „Bitte..“, begann sie stockte aber kurz, sprach dann aber, nachdem sie den Silberhaarigen einige Zeit lang wortkarg betrachtet hatte, weiter., „... Lass mich nicht hier zurück,.. mit diesem Mädchen!“, wieder machte sie eine Pause, „Es gibt eine Möglichkeit, wie wir alle zum Mittelturm kommen.“ Verblüfft sah ich sie an. „Sag, was ist das für eine Möglichkeit!?“ wollte ich wissen und sah ungeduldig die beiden Vampire an. Nachdem sich Rosa langsam in eine sitzende Position aufgerichtet hatte, zeigte sie mit dem Zeigefinger in die Richtung, wo der Thron stand, auf dem sie eben noch gesessen hatte. „Dort, steht mein Zauberstab. Ich habe ihn damals, als ich neu hier war, von der Hexe Rikane bekommen. Mit dem kann man sich an verschiedene Orte teleportieren und er kann noch einige andere nützliche Dinge.“ Mit leisen Schritten, begab sich der Silberhaarige dort hin und entdeckte erst nach einigen Augenblicken, den langen Holzstab, der an dem einen Ende, einen seltsamen Kopf eingeschnitzt hatte. Er sah fast so aus, wie der Schädel eines Goblins, die ich jedoch nur aus Büchern kannte.
„Meinst du diesen hier?“ fragte Cosmin und hielt das dunkle Holz ein wenig in die Luft. Rosa nickte und winkte den Mann mit dem silbernen Schopf wieder zu sich. „Ihr müsst den Zauberspruch: Macht der Hexen, bringt uns in den Mittelturm, aufsagen und ein wenig mit ihm herumfuchteln, ganz wichtig, ihr müsst euch konzentrieren.“ erklärte die hübsche Blonde und legte sich anschließend ihre Hand auf die Stirn, dabei stöhnte sie leise auf.
„Dann mach du das Rosa. Du weißt am besten, wie man mit ihm umzugehen hat.“ meinte der Blauäugige und hielt ihr den Zauberstab vor die Nase. Doch die Vampirdame schüttelte leicht mit dem Kopf. „Nein, ich kann nicht... Ich bin noch viel zu schwach dafür.“ entgegnete sie und sah dem Silberhaarigen tief in die Augen.

Irgendwie, wurde ich das Gefühl nicht los, dass Rosa mich nicht mochte und das obwohl sie mich nicht kannte. Sie hatte mich bisher keinen einzigen Blickes gewürdigt und tat so, als ob ich Luft wäre, als würde ich gar nicht da sein. Vielleicht war sie ja auch Eifersüchtig? Vielleicht konnte sie es nicht ertragen, dass Cosmin in der Gesellschaft eines anderen Mädchens war. Ich versuchte, ihr Verhalten mir gegenüber zu ignorieren, doch das fiel mir sehr schwer, da ich noch nie in meinem Leben so von anderen behandelt und nicht wahrgenommen wurde. Es ärgerte mich.
Mit einem mentalen Schulterzucken, sah der Silberhaarige nun zu mir und sagte: „Dann mach du es, Stela. Du bist doch eine Schwarzmagierin und solltest es besser können als ich.“ Doch auch ich schüttelte, genau wie die Blonde, mit dem Kopf und sagte: „Ich kann das nicht. Ich habe noch nie zuvor so etwas getan. Wir würden wahrscheinlich überall landen, nur nicht im Mittelturm, bei Nyria und Ethgar.“ Cosmin nickte verständnisvoll und sagte: „Ja, mir geht es da genauso wie dir, doch du hast doch bestimmt etwas mehr Ahnung von Hexerei als ich, oder nicht? Außerdem, ich bin nur ein einfacher Vampirkrieger und ich würde den Stab wahrscheinlich in zwei Hälften teilen... Wenn ich mit ihm herumfuchteln müsste.“ „Ab... Aber ich...“ „Ach komm schon, Stela!“, lächelte Cosmin, „Du schaffst das schon, keine Angst. Jedenfalls, müssen wir es versuchen, ansonsten können wir Nyria und Ethgar auch nicht helfen.“ Als der Silberhaarige zu ende gesprochen hatte, streckte er seine Hand nach mir aus, um mir beim aufstehen zu helfen. Doch bevor ich seine überhaupt erst berühren konnte, hatte Rosa nach ihr gegriffen und zog sich an ihr hoch. Sie warf mir einen verachtenden und vernichtenden Blick zu, als sie noch etwas wackelig vor mir stand und ihre Arme um den Hals des Silberhaarigen geschlungen hatte. Doch das war mir lieber, als nicht beachtet zu werden, und so konnte ich mir ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen, auch wenn ich mir sicher war, dass es mit Rosa schwierig werden würde.
„Wie du siehst, möchte sie nicht, Cosmin. Aber davon mal abgesehen, möchte ich auch gar nicht, dass jemand fremdes, meinen Stab anfasst.“ Der Vampir seufzte leise und lächelte mich tröstlich an. „Na dann hier, Rosa. Bring du uns zum Mittelturm.“ sprach er, befreite sich aus der Umarmung der Blonden und drückte ihr den Zauberstab in die Hand. Anschließend kniete er sich vor mich und flüsterte mir ins Ohr: „Ich entschuldige mich, für Rosas Verhalten. Sie war schon immer so. Ich denke, sie ist mal wieder Eifersüchtig.“ „Nicht du musst dich entschuldigen...“ sagte ich darauf und wagte es erst gar nicht, die Vampirin anzuschauen, da sie mir bestimmt in diesem Augenblick tödliche Blicke zu warf.

Cosmin zuckte mit den Schultern. „Eigentlich hast du recht, aber sie würde sich lieber einen Finger abschneiden, als sich bei jemandem zu entschuldigen, glaub mir. Sie ist einfach Stur und eigensinnig...“ Ich lachte lakonisch auf, als er dies sagte. Ich glaubte es ihm nur zu gern, dass Rosa so war.
„Nun, bist du bereit?“ fragte der Krieger die Blonde, als er seinen Kopf ihr zugewandt hatte. „Ich kann nicht!  Ich habe doch gesagt, dass ich noch zu schwach bin. Der Teleport würde nicht funktionieren, es würde nichts geschehen.“ „Versuche es doch bitte einmal, Rosa. Versteh doch, es ist wirklich wichtig. Unsere Freunde sind im Mittelturm bei Assiru und wir müssen ihnen so schnell wie es geht zur Hilfe eilen. Wenn wir überhaupt noch helfen können...“ Mit einem Seufzen, sah sich die Vampirin kurz um und drehte sich dann zu mir. Mit einem mentalen Schulterzucken, gab Rosa schließlich nach – immerhin wollte sie Cosmin doch nicht verärgern.
„Du bist doch eine Schwarzmagierin... Du solltest es eigentlich schaffen, uns alle zu euren Freunden zu bringen. Du musst dich nur gut auf das, was du willst, konzentrieren. Wenn du deine Schwarzmagie einsetzt, musst du das ja auch tun.“ Mit diesen Worten, warf sie mir ihren Zauberstab zu und verschränkte die Arme. Ein leises Seufzen, entfuhr meinen Lippen, als ich nach dem Stab, der mir zugeworfen wurde, griff und aufstand.
Ich starrte zu Boden und ließ mir noch einmal den Zauberspruch durch den Kopf gehen. Ich wollte einfach keinen Fehler machen, sonst würde Rosa mich bestimmt für unfähig und dümmlich halten, obendrein wollte ich ihr genau das Gegenteil beweisen. Sie sollte mir gegenüber Achtung zeigen, keine Verachtung. „Wenn ich es schaffe, uns zum Mittelturm zu bringen, wird sie vielleicht etwas netter zu mir sein und akzeptiert mich.“ ging es mir kurz durch den Kopf.

Ich hob den Zauberstab etwas an und schwang ihn durch die Luft. Als ich die Macht der Hexen beschwor, knisterten die Kerzen und Kronleuchter kurz auf und dann wurde es dunkel. Der ganze Raum wurde in schwarzes Licht getaucht, nur die Gegenstände und die anwesenden Personen erhielten eine schwach bläuliche Aura. Alle Fenster sprangen auf und eine kräftige Brise fegte durch die Dunkelheit. Das Rauschen des Regens, übertönte die leisen Geräusche, die die dicken herum flatternden Vorhänge verursachten.

Es fiel uns nicht so sehr auf, dass es langsam aber sicher dunkler wurde, weil sich unsere Augen an die Lichtverhältnisse anpassten. Diese Finsternis, die uns umgab, war dunkler als jedes schwarz und es erinnerte mich ein wenig, an den Tag, wo ich in Draculas Welt gelandet war, der Tag, an dem Radu mich hierher geschickt hatte. Ich konnte wie damals, einen schwachen Lichtschimmer in der Ferne erkennen, und immer wenn ich genauer hinsehen wollte, bekam ich das Gefühl, dass ich mit sehr hoher Geschwindigkeit auf das Licht zu sausen würde. Ich kniff die Augen zusammen und kämpfte damit, nicht ohnmächtig zu werden und dieses Gefühl, dass mir etwas die Kehle zuschnürte, versuchte ich abzuschütteln.
Doch plötzlich wurde ich herumgerissen, vollkommen erstarrt blickte ich in das blasse Gesicht und in die zwei blaugrünen Augen. Es dauerte ein wenig, bis ich alles um mich herum wieder wahrnahm und auch die Person vor mir zu ordnen konnte.
„Stela!  Was für ein Glück!" rief die Grauhaarige, die sichtlich erleichtert darüber war, mich wiederzusehen. „Ich bin heilfroh darüber, dass euch beiden nichts passiert ist. Ich dachte schon, ich sehe euch nie wieder!“ Als Nyria zu ende gesprochen hatte, fiel sie mir freudig um den Hals. „Ich bin auch froh, dich zu sehen.“ murmelte ich leise und erwiderte ihre Umarmung. Als sie sich wieder von mir gelöst hatte, sagte sie: „Jetzt wo ihr da seid, haben wir auch endlich eine Chance gegen Assiru. Dieser Ethgar schien zwar anfangs, diesem Scheusal überlegen zu sein, doch das hat sich mittlerweile geändert!  Ethgar wird langsam müde und immer schwächer, er hat einfach nicht soviel Ausdauer wie Assiru... Und ich kann nicht viel ausrichten, ich bin doch nur eine Weißmagierin... Eine einfache Heilerin!....“ Die Grauhaarige wollte noch etwas sagen, doch statt einiger Wörter, brach sie in ein lautes Geschrei aus. „Vorsicht!“ schrie sie entsetzt und machte einen Satz zurück.
In dem Augenblick, in dem ich mich umdrehte, um nach zuschauen, was denn los war, durchfuhr ein Brennen meinen Körper mit Schmerz. Ich keuchte, riss die Augen weit auf und rang nach Luft. Mein Gleichgewichtssinn versagte, ich kippte vorwärts weg und schlug mit den Knien auf den Boden auf. Ich schrie auf, ließ meine Hände zitternd zu meiner Brust wandern und kniff die Augen fest zusammen. „Stela!“ Bebend kniete sich Nyria neben mich auf den Boden und fing mich auf, als ich ich rückwärts stürzte. Auch Cosmin kam sofort angelaufen und riss mich aus den Armen der Weißmagierin. „Oh nein, Stela!  Sag doch etwas...“ Seine Finger glitten über mein Gesicht und ich öffnete die Augen wieder. Ich krümmte mich vor Schmerzen und mir entwich nicht mehr, als ein erstickendes Gurgeln. Ein blutiger Geschmack, machte sich in meinem Rachen breit, als ich röchelnd an meinem Körper hinunter sah. Ein langes Schwert ragte aus meiner Brust, wahrscheinlich hatte es meine Lunge durchbohrt. Ich presste meine Hand auf die blutende Wunde und biss mir auf die Unterlippe.
Rosa sprach kein Wort und bemühte sich auch nicht darum, mir zu helfen, sie warf mir nur ab und zu ein paar unsichere Blicke zu. Was habe ich ihr bloß getan?


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