Carries komische Werkstatt
  Eine unheimliche Entdeckung 3
 

Vorsichtig stiegen wir die Treppenstufen hinab, deren Holz durch die Feuchtigkeit und die dünne Eisschicht, gefährlich glatt geworden war und gingen dann langsam wieder auf unser geparktes Auto zu, bis der Fahrer des roten Sportwagens, seine Fensterscheibe hinunter kurbelte. Sofort brauste der Wind in das Innere des Autos und die schulterlangen hellbraunen Haare des Fahrers, wehten in der kühlen Luft wild umher. Er lehnte einen Arm aus dem Fenster, streckte den Kopf hinaus und sah sich flüchtig um, bevor er sich uns zu wandte.
Ich schluckte einen dicken Kloß im Hals hinunter und musterte den Braunhaarigen misstrauisch, während ich durch die Kälte zu zittern begann. Camilla trat etwas näher neben mich und reckte ihren blonden Schopf etwas zu meinem Ohr. Abwechselnd blickte sie den Mann in dem roten Wagen, und mich an.

„Also, um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass der Kerl hier irgendwo wohnt!  Dazu fährt der einen zu dicken Schlitten und sieht viel zu gut aus!“ flüsterte Cami, während sie ihn mit ihren Blicken fixierte. Ich zuckte mental mit den Schultern und seufzte: „Ja, ich denke auch nicht, dass er hier irgendwo haust. Aber was macht er denn hier, in so einem öden, verlassenen Dorf!?“ Als der junge Mann zu mir herüber sah, senkte ich beschämt meinen Kopf und starrte zum schneebedeckten Boden.
„Hallo, was machen denn so zwei junge, hübsche Mädchen allein in dieser Gott verlassenen Gegend?“ fragte der Braunhaarige plötzlich und lächelte freundlich zu uns hinüber. Camilla verschränkte ihre Arme und antwortete ihm ebenfalls lächelnd: „Wir haben uns auf dem Weg nach Candar verfahren und sind dann hier gelandet...“ Er nickte und sah sich dann noch einmal um. „Sagt mal, könnt ihr mir vielleicht helfen?“ fragte der Fremde und sein Gesichtsausdruck wurde ganz plötzlich besorgt. Ich zuckte kurz mit den Schultern und schaute die Blonde an, die ebenfalls nur mit den Schultern gezuckt hatte. „Was ist denn!?“ wollte ich dann von ihm wissen, während ich ihm fragende Blicke zu warf.

„Nun, habt ihr vielleicht eine kleine Gruppe von Mädchen, hier irgendwo gesehen? Ich suche schon seit etwa zwei Tagen, vergeblich nach meiner Schwester, die hier in der Gegend mit einigen Freundinnen unterwegs war. Sie hatte mich mit ihrem Handy angerufen und gesagt, dass sie sich kurz in einem der Häuser umgesehen hätten, und als sie zurück zu ihrem Wagen gingen, waren die Reifen des Autos zerstochen gewesen. Ich mache mir große Sorgen... Ich hoffe ihnen ist nichts passiert!“ Cami und ich warfen uns argwöhnische Blicke zu, bevor ich mich unsicher umsah. „Nein, wir haben hier niemanden gesehen, und auch kein Auto...!  Wieso schalten sie nicht die Polizei ein!?“ meinte die Blonde unruhig und zerrte nervös mit den Fingern an ihrem dünnen Oberteil, dass von den dicken Schneeflocken ganz klamm wurde.

Als ich ein leises Knistern vernehmen konnte, dass sich so anhörte, als würde hier ganz in der Nähe jemand im Schnee umher stampfen, sah ich mich erneut bedrückt um. „Was wäre, wenn die Person, die ich gestern zwischen den Bäumen gesehen habe, tatsächlich keine Einbildung war!? Vielleicht ist diese Gestalt für das Verschwinden der Mädchen verantwortlich!  Ob hier ein Irrer frei rumläuft? Könnte doch sein, wenn man sich mal das Haus dort anschaut...“ dachte ich mir still in Gedanken, und legte mir den Zeigefinger auf die Unterlippe. Dann schenkte ich dem braunhaarigen Mann wieder meine ganze Aufmerksamkeit. Er schien für einen kurzen Augenblick zu überlegen, denn er starrte für einige Zeit stumm in den grau behangenen Himmel.

„Nein, ich möchte erstmal selbst schauen, ob ich meine Schwester und die anderen Mädchen finden kann...“ murmelte er leise und seine Stimme wurde fast von dem laut heulenden Wind davon getragen. Dann griff er, so wie es mir schien, völlig in Gedanken versunken, in die Brusttasche seiner karierten Jacke und zog ein kleines Bild heraus. „Könnt ihr euch bitte bei mir melden, wenn ihr hier irgendwo in der Nähe, dieses Mädchen seht?“ fragte er zaghaft und blickte uns bittend an, während er das Foto in unsere Richtung drehte. Mit ausgereiften Schritten, gingen wir etwas näher an das Auto heran und betrachteten das junge hübsche Mädchen, das auf dem Bild zu erkennen war.

Wie flüssiges Kupfer, umschmeichelte die dichte, dunkelbraun schimmernde Mähne des Mädchens ihre Schultern. Ihr Pony fiel ihr schräg über die Stirn und verdeckte zum Teil ihre linke Augenbraue, die wohl genau wie die rechte, elegant gezupft war. Ihr hübsches, rundliches Gesicht, dass etwas kindlich wirkte, hatte einen energischen Zug um den Mund. Ein leichtes Lächeln erhellte ihr Gesicht und ihre braunen Augen funkelten, fast so wie die Sterne am Nachthimmel. Ihr ganzer Körper strahlte unter der Sonne und ließ sie wie ein Engel aussehen.
„Sie sieht sehr glücklich aus...,“ dachte ich mir stumm in Gedanken, „hoffentlich ist ihr nichts zugestoßen.“

Ich hob meinen Kopf uns starrte unsicher zum Himmel hinauf. Dick und schwer purzelten die Schneeflocken vom grauen Himmel herab. Es war so kalt und ich fror in meinem dünnen Jäckchen, dessen Reißverschluss ich bis zum Hals zugezogen hatte. Aber das machte mir gerade im Augenblick nur wenig aus. Ich hatte jetzt nun mal einfach keine Zeit, um die Kälte zu beachten und auch nicht die lustig tanzenden Schneeflocken.
Ein Mädchen und deren Freundinnen waren verschwunden und außerdem war es schon sehr spät. Am Mittag würden die Geschäfte in Candar zu sperren und auch das Mittagessen im Hotel würden wir verpassen. Dabei wollte ich alles, was ich dort erledigen wollte, mir so schnell wie möglich anschauen.

„Wir würden ihnen ja sehr gern weiterhelfen...“ begann ich meinen Satz, doch der Braunhaarige unterbrach mich und ließ mich ihn nicht beenden. „Adan!  Mein Name ist Adan...“ sagte er fast tonlos. Lächelnd sah ich zu meiner Freundin hinüber und sprach meinen Satz noch einmal ganz von vorn: „Wir würden ihnen ja sehr gern weiterhelfen, Adan. Aber wir wollten gerade wieder aufbrechen, damit wir heute noch unser Hotel in Candar erreichen.“ „Ja, und sie sollten besser die Polizei einschalten. Vielleicht können die Polizisten ihre Schwester und deren Freundinnen schneller aufspüren. Es bringt doch niemandem etwas, wenn sie soviel Zeit verschwenden, denn allein werden sie es nicht schaffen. Die Mädchen könnten doch fast überall hier sein!“ meinte Camilla und sah abwechselnd zu dem netten Fahrer und zu mir.
Ihr Gesichtsausdruck war ernst, sehr ernst. So kannte ich Cami gar nicht. Wahrscheinlich wollte sie sich einfach nur aus dieser ganzen Sache raushalten, so, wie die meisten Menschen und wie ich.
Adan seufzte elegisch in die Luft und murmelte etwas unverständlich: „Ja, ihr beiden habt recht. Vielleicht sollte ich tatsächlich die Polizei einschalten, denn ich suche jetzt schon so lange nach ihr und habe bisher noch nicht mal ein Lebenszeichen von ihr bekommen. Aber trotzdem, könntet ihr euch bei mir melden, falls ihr sie zufällig sehen solltet?“ „Natürlich...“ sagten die Blonde und ich im Chor und nickten gleichzeitig mit den Köpfen. Ein leichtes Lächeln huschte auf die Lippen des braunhaarigen Fahrers. „Ich danke euch. Hier habt ihr meine Handynummer!  Falls etwas sein sollte, könnt ihr mich anrufen und ich werde sofort zur Stelle sein.“ Zaghaft reichte er uns eine Visitenkarte durch das offene Fenster, die Camilla ihm gleich aus den Händen riss.



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